Tarifstreit: Zweite Warnstreikwelle rollt auf NRW zu

Geduldsprobe für Millionen Menschen: Die zweite Warnstreikwelle im öffentlichen Dienst erreicht am Mittwoch Nordrhein-Westfalen. Wieder werden Busse und Bahnen stehen, städtische Kitas geschlossen sein, und die Müllabfuhr kommt auch nicht.

Düsseldorf (dpa). Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen müssen sich am Mittwoch auf den zweiten massiven Warnstreik binnen zwei Wochen einstellen. Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi erneut Zehntausende Beschäftigte zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

In Köln, Düsseldorf und den Ruhrgebietsmetropolen bleiben viele kommunale Busse und Bahnen den ganzen Tag in den Depots. Städtische Kitas und Ämter sind geschlossen. Bestreikt werden auch Müllabfuhren, Theater, Sparkassen und Jobcenter. Notfalldienste gibt es in kommunalen Krankenhäusern und Altenheimen.

Die Zahl der Streikenden werde sich in bevölkerungsreichsten Bundesland am Mittwoch „maßvoll erhöhen“, sagte Verdi-Landessprecher Günter Isemeyer am Dienstag auf Anfrage. Am ersten Warnstreik am 7. März hatten sich nach Verdi-Angaben rund 55 000 Beschäftigte in NRW beteiligt.

Der Streik beginnt nach Verdi-Angaben um 3.00 Uhr morgens und dauert 24 Stunden bis Donnerstag früh. „Fahrrad raus und Fahrgemeinschaften bilden“, empfahl der Verdi-Sprecher. Bestreikt werden nur kommunale Einrichtungen. So fahren die Züge der Deutschen Bahn und S-Bahnen weiter, und auch Kitas in freier Trägerschaft sind geöffnet.

Für die Schüler bedeutet der Warnstreik nicht unterrichtsfrei. Der Schulbesuch bleibe auch für Schüler mit längerem Schulweg verpflichtend, betonte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Da die Streiks angekündigt seien, sollten Eltern rechtzeitig überlegen, wie ihre Kinder zur Schule kommen. „Ich appelliere an die Schulleitungen, verantwortungsvoll und mit Augenmaß mit der Situation umzugehen“, sagte Löhrmann.

Allein im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) betreiben 32 kommunale Verkehrsunternehmen die Schulbusse, wie ein VRR-Sprecher sagte. „Wenn diese Betriebe bestreikt werden, bleiben die Busse halt im Depot.“ Dagegen werden im Münsterland viele Schulbusse von privaten Auftragsunternehmen betrieben, die nicht streikten, sagte ein Manager des Regionalverkehrs Münsterland.

In Essen, Gütersloh und anderen Städten sollen Notfalleinrichtungen Kinder aufnehmen. Die Müllabfuhr erhöht den Druck: Dieses Mal falle ein kompletter Leerungsrhythmus aus, teilten die Entsorgungsbetriebe Essen mit. Das bedeutet, dass sämtliche grauen, braunen und blauen Tonnen auch nicht nachträglich entleert werden. Verdi kündigte für Mittwoch Kundgebungen in Köln, Dortmund, Duisburg und Bielefeld an.

In Köln werde Verdi-Chef Frank Bsirske zu den Demonstranten sprechen. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund zwei Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Kommunen und beim Bund 6,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Bsirske hatte einen unbefristeten Streik angekündigt, wenn die Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde ab 28. März nicht einlenken sollten. Die Arbeitgeber bieten bisher für zwei Jahre 3,3 Prozent.

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