Thyssen verkauft Nirosta

Jeder fünfte Mitarbeiter soll den Konzern verlassen.

Düsseldorf. Eigentlich wollte sich der seit gut drei Monaten amtierende neue Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger (50) für sein neues Konzept für den Stahlriesen bis zum Sommer Zeit lassen. Jetzt geht — wegen des wachsenden Schuldendrucks — alles viel schneller als erwartet.

Deklariert als „strategische Weiterentwicklung“ wirft der Konzern heraus, was nicht genügend Geld bringt. Der Aufsichtsrat soll am kommenden Freitag grünes Licht für ein gigantisches Programm geben — was er auch tun wird. Der Vorstand beschloss, sich von einem Viertel des bisherigen Konzernumsatzes und jeden fünften Mitarbeiter zu trennen. In Zahlen sind das zehn Milliarden Euro Umsatz und 35 000 Mitarbeiter.

Das traditionsreiche Geschäft mit Edelstahl steht dabei ebenso zur Disposition wie große Teile des Automobilgeschäfts. Zusätzlich laufen bereits die Verkaufsprozesse von Thyssen-Krupp Metal Forming, Thyssen-Krupp Xervon sowie die Umsetzung der strategischen Partnerschaft mit Abu Dhabi Mar bei den Thyssen Werften.

Am stärksten wird beim Konzernumbau die Stahl-sparte zur Ader gelassen, wo mit Stainless Global 5,9 Milliarden Euro Umsatz und 11 000 Beschäftigte entfallen sollen. „Dafür sollen alle Optionen für die Weiterführung der Geschäfte außerhalb des Konzerns geprüft werden“, hieß es in einer Mitteilung. Alles von Verkauf über Börsengang bis hin zu Partnerschaften ist denkbar. Bereits Ex-Konzernchef Ekkehard Schulz hatte versucht, die defizitäre Sparte loszuwerden.

Zur Edelstahlsparte Stainless gehört auch das Thyssen-Krupp-Nirosta-Werk in Krefeld mit 2200 Beschäftigten. Weitere 530 Menschen sind im Düsseldorfer Werk in Benrath beschäftigt, das nach Krefeld verlagert werden soll.

Im Bereich Autozulieferung sind vor allem Werke in den USA und Brasilien betroffen, die verkauft werden sollen oder in Partnerschaften eingebracht werden sollen.

Mit dem Geld aus den Verkäufen soll der Schuldenberg des Konzerns in Höhe von 5,8 Milliarden Euro vermindert werden. Im Maschinenbau sind Zukäufe geplant. Weitere Einzelheiten soll es am Freitag geben, wenn die Umbaupläne genehmigt worden sind.

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