ThyssenKrupp prüft Zusammenschluss beim Edelstahl mit Finnen

Essen (dpa). Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp prüft einen Zusammenschluss seiner Edelstahlsparte mit der finnischen Outokumpu-Gruppe. Das teilte ein Unternehmenssprecher am Montag in Essen mit.

Nach wie vor würden aber verschiedene Möglichkeiten für eine „Verselbstständigung“ der Tochter Inoxum geprüft. Dazu gehörten ein Börsengang, eine Ausgründung und auch der Verkauf an einen Investor. „Wir halten es derzeit für angemessen, uns alle drei Optionen offenzuhalten", heißt es in der Mitteilung des Stahlherstellers.

ThyssenKrupp hatte im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust erlitten und steht mitten in einem weitreichenden Umbau des Konzerns. Dazu gehört auch die Trennung von der Edelstahlsparte.

Bisher war die ThyssenKrupp-Tochter mit 6,7 Milliarden Euro Umsatz Weltmarktführer. Das zusammengeschlossene Unternehmen käme auf 18 000 Mitarbeiter und mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz.

Inoxum beschäftigt derzeit rund 11 000 Mitarbeiter, darunter 2500 im Werk in Krefeld und 500 in Düsseldorf-Benrath.

ThyssenKrupp-Aktien hatten vor Beginn des Börsenhandels zunächst um gut zwei Prozent nachgegeben. Händler sagten zur Begründung, am Markt sei auf einen Verkauf des Geschäfts spekuliert worden. Am Morgen legten die Papiere dann aber leicht um 0,8 Prozent zu. An der Börse in Helsinki sprangen die Aktien von Outokumpu um rund zehn Prozent nach oben.

Inoxum hatte ThyssenKrupp zuletzt Probleme bereitet. Die Abwertung der Edelstahlsparte hatte mit 800 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Laut nun bekräftigten Angaben will sich der Konzern bis zum Ende dieses Jahres von dem Geschäft trennen. Angesichts des laufenden Prozesses könnten zurzeit aber keine weiteren Details genannt werden, hieß es. Die Verselbstständigung sei ein wesentlicher Baustein zur strategischen Weiterentwicklung des Konzerns.

Die Arbeitnehmervertreter sind unterdessen alarmiert. IG Metall und Betriebsräte befürchten massive Arbeitsplatzverluste in Deutschland. Kurzfristig könnten durch eine solche Edelstahl-Ehe bis zu 1000 Jobs an den Standorten Krefeld und Bochum in Gefahr geraten, sagte ein IG-Metall-Sprecher am Montag in Düsseldorf. Langfristig könnten nach Einschätzung von Arbeitnehmervertretern bis zu 2500 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht sein.

Von weltweit 11 000 Mitarbeitern bei Inoxum ist etwa jeder zweite in Deutschland beschäftigt. Das Unternehmen unterhält größere Standorte in Krefeld, Bochum, Düsseldorf-Benrath und im hessischen Dillenburg. „Das Vertrauen der Belegschaft in einen Erwerber Outokumpu ist bisher gering“, sagte der NRW-Bezirksleiter der Gewerkschaft, Oliver Burkhard, laut Mitteilung. Ohne rechtsverbindliche Zusagen für den Schutz der Mitarbeiter werde man einem Verkauf nicht zustimmen. „Wer Werke schließt, bekommt mit uns richtig Ärger“, mahnte Burkhard.

Am Montag kam es nach spontanen Arbeitsniederlegungen zu einem mehrstündigen Stillstand der Produktion im Krefelder Werk. Der Ausfall dauerte nach Angaben der IG Metall etwa drei bis vier Stunden. Weitere Aktionen seien im Laufe der Woche geplant, hieß es. „Wir wollen sofort mit den Finnen an einen Tisch“, sagte ein IG Metall-Sprecher.

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