Titel-Tricks: Yahoo-Chef gefeuert

Der Internet-Pionier muss schon wieder einen neuen Vorstand suchen: Scott Thompson hatte seine Biografie gefälscht.

Sunnyvale. Der kriselnde Internet-Pionier Yahoo muss sich schon wieder einen neuen Chef suchen. Nach nur vier Monaten an der Spitze des Konzerns ist Hoffnungsträger Scott Thompson (54) über eine frisierte Biografie gestolpert. Er packte nach tagelangem Gerangel mit einem Großaktionär die Koffer. Ein endgültiger Nachfolger steht noch nicht fest. Einstweilen hat der Werbefachmann Ross Levinsohn das Ruder übernommen.

Bei Yahoo wird jetzt auf jeden Fall ein neuer Wind wehen: Denn damit ist Großaktionär Daniel Loeb nach zähem Ringen mit der Firmenspitze am Ziel. Er war es, der im offiziellen Lebenslauf von Thompson einen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften entdeckte, der dort nicht hinein gehörte. Denn Thompson hat lediglich einen Abschluss in Buchhaltung. Für Loeb war diese Entdeckung der Hebel, um schließlich den Firmenchef zu stürzen, der seinen eigenen Machtplänen im Weg stand.

Loeb hält über seinen Hedgefonds „Third Point“ 5,8 Prozent an Yahoo und wollte schon lange in das oberste Konzerngremium einziehen, den Verwaltungsrat. Nach dem Sturz Thompsons wird Loeb dort nun drei Sitze bekommen. Einen davon besetzt er selbst, die beiden anderen bekleiden Vertraute. Loeb will hart durchgreifen, damit der Aktienpreis von Yahoo steigt. Die Anleger zeigten sich über den neuerlichen Umbruch erfreut: Die Aktie legte zu.

Thompson wird ein Rücktritt in Ehren offenbar verwehrt bleiben. Nach Informationen des Blogs „All Things Digital“, das zur besten Quelle für Yahoo-Interna geworden ist, will der Verwaltungsrat ihn wegen der Lebenslauf-Affäre feuern. Damit dürften Thompson mehrere Millionen Dollar entgehen.

Yahoo habe von einem Personaldienstleister den Beweis bekommen, dass Thompson den falschen Titel noch bei der Berufung zu seinem vorherigen Arbeitgeber Ebay selbst in seine Biografie eingefügt habe, berichtete das „Wall Street Journal“.

Auffallend war, dass in der Yahoo-Mitteilung die sonst üblichen Abschiedsworte und guten Wünsche für den weiteren Lebensweg fehlten. Auch Thompson selbst kam nicht zu Wort. Er habe das Unternehmen bereits verlassen, hieß es knapp.

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