Trübe Lage am Anleihemarkt: Portugal im Visier

Frankfurt/Main/Rom (dpa) - An Europas Anleihemarkt ist die Nervosität zurückgekehrt. Ins Visier der Anleger ist vor allem Portugal geraten. Für das kleine Nachbarland Spaniens kletterten die Renditen für Staatstitel auf Rekordstände seit Einführung des Euro.

Im Tagesvergleich legten sie am Montag sprunghaft zu, besonders stark in den kurzen Laufzeiten. Aus dem Handel war zu hören, die Europäische Zentralbank (EZB) interveniere am Markt mit Anleihekäufen. Die Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) auf portugiesische Staatsanleihen legten ebenfalls stark zu und stiegen auf Rekordstände.

Händler verwiesen insbesondere auf die zähen Verhandlungen über einen Schuldenschnitt in Griechenland, die auch am portugiesischen Markt auf die Stimmung drückten. Damit gerät Portugal, das derzeit durch Mittel des Rettungsfonds EFSF refinanziert wird und damit nicht auf den freien Kapitalmarkt angewiesen ist, immer mehr in den Fokus der Marktteilnehmer.

Besonders stark stieg am Montag die Rendite der zweijährigen Staatsanleihe Portugals. Im Vergleich zum Freitag legte sie zeitweise um fast sechs Prozentpunkte auf rund 21 Prozent zu. Im fünfjährigen Bereich kletterte die Rendite um fast vier Prozentpunkte auf rund 23 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe stieg etwa halb so stark um rund zwei Prozentpunkte auf rund 17 Prozent.

Obwohl die Lage bei weitem nicht so ungünstig ist wie in Griechenland, bezweifeln einige Experten, dass das Land seine Schuldensituation in den Griff bekommen kann. Unlängst hatte das Kieler Institut für Weltwirtschaft IfW eine Studie veröffentlicht, wonach auch in Portugal ein Schuldenschnitt über kurz oder lang unausweichlich ist. Nach derzeitigen Planung soll Portugal im Laufe des kommenden Jahres wieder an den Kapitalmarkt zurückkehren. Angesichts der aktuellen Risikoaufschläge für Portugal wäre dies derzeit faktisch unmöglich.

Ebenfalls ungünstiger war die Entwicklung bei den Euro-Schwergewichten Italien und Spanien. In Italien kletterte die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe wieder über die Marke von sechs Prozent, in Spanien stieg sie über die Schwelle von fünf Prozent. In den vergangenen Tagen waren die Renditen für beide Länder deutlich zurückgekommen. In Italien hatte sie zu Jahresbeginn noch über der Marke von sieben Prozent gelegen.

Für etwas Erleichterung sorgte am Montag unterdessen eine Auktion mehrerer italienischer Staatsanleihen. Zwar blieb die Nachfrage etwas hinter den Erwartungen zurück. Dennoch konnte sich Italien zu deutlich günstigeren Konditionen als noch zum Jahresausklang refinanzieren. Insgesamt lag die Kapitalaufnahme bei 7,5 Milliarden Euro und damit etwas unter der angestrebten Höchstbetrag von acht Milliarden Euro.

Die EZB hatte in der vergangenen Woche kaum Staatsanleihen angeschlagener Euro-Staaten gekauft. Die EZB habe Anleihen in einem Volumen von 63 Millionen Euro erworben, teilte die Notenbank in Frankfurt mit. In den beiden Vorwochen hatte die EZB noch Anleihen im Wert von 2,243 Milliarden Euro und 3,77 Milliarden Euro am sogenannten Sekundärmarkt gekauft. Dort werden bereits ausgegebene Staatstitel gehandelt. Insgesamt summiert sich das Volumen der EZB-Anleihekäufe den Angaben zufolge weiterhin auf 219 Milliarden Euro. Die Notenbank hatte im Frühjahr 2010 mit dem Kauf von Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder begonnen.

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