US-Banken büßen mit Milliardensummen für Kreditpfusch

Charlotte/Washington (dpa) - Die Wall Street wird ein weiteres Mal von der Finanzkrise eingeholt. Die Bank of America überweist insgesamt mehr als 10 Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) an den staatlich gestützten Hausfinanzierer Fannie Mae, um Streitigkeiten bei Hypotheken-Deals aus der Welt zu schaffen.

In einem anderen Fall müssen das Geldhaus und neun andere Finanzfirmen wie JPMorgan Chase oder die Citigroup mit zusammen 8,5 Milliarden Dollar für fehlerhafte Hauspfändungen sühnen.

„Diese Vereinbarungen sind ein großer Schritt nach vorne, um unsere Hypothekenthemen aus der Vergangenheit zu lösen“, sagte Bank-of-America-Chef Brian Moynihan am Montag zum Vergleich mit Fannie Mae. Das Staatsunternehmen kauft Banken deren Hauskredite ab, wodurch die privaten Institute frisches Geld erhalten und neue Kredite vergeben können. Soweit die Theorie. In der Finanzkrise waren jedoch viele Kredite geplatzt, weil die Hauseigentümer ihre Raten nicht mehr zahlen konnten. Fannie Mae und die ebenfalls staatliche Schwesterfirma Freddie Mac erlitten massive Verluste.

Der Vorwurf: Die Kredite waren von vornherein minderwertig. Die Bank of America zahlt Fannie Mae nun 3,6 Milliarden Dollar in bar und kauft für weitere 6,75 Milliarden Dollar Eigenheimkredite zurück. Damit übernimmt die Bank das Risiko von Kreditausfällen wieder selbst. Die Summen sind deshalb so hoch, weil die Bank of America im Jahr 2008 den größten privaten US-Hausfinanzierer Countrywide übernommen hatte. Ihm werfen Geschäftspartner und Staatsanwälte einen besonders schlampigen Umgang mit Eigenheimkrediten vor.

Auch an einer anderen Stelle war es im billionenschweren Hypothekenmarkt zu Schlampereien gekommen: Bei den Pfändungen von Häusern säumiger Schuldner. Dafür fließen nun auf Drängen des US-Bankenregulierers OCC und der Notenbank Fed Entschädigungen. Zehn Banken und Finanzdienstleister haben am Montag einem entsprechenden Vergleich zugestimmt.

Davon sollen mehr als 3,8 Millionen Schuldner profitieren, deren Häuser in den Jahren 2009 und 2010 in die Zwangsvollstreckung geraten sind. Von der Gesamtsumme sind 3,3 Milliarden Dollar als direkte Zahlungen vorgesehen. Die restlichen 5,2 Milliarden Dollar entfallen auf Erleichterungen bei Kreditverträgen. Pro Fall sollen zwischen ein paar hundert und 125 000 Dollar fließen.

Die US-Banken stehen seit Jahren wegen fragwürdiger Methoden bei Zwangsvollstreckungen in der Kritik. Vor allem das sogenannte Robo-Signing hatte für Empörung gesorgt. Übersetzt bedeutet dies „roboterhaftes Unterschreiben“. Gemeint ist damit, dass überlastete Sachbearbeiter sich angesichts der schieren Masse der Fälle kaum Zeit für eine eingehende Prüfung der Unterlagen genommen haben, sondern stattdessen im Minutentakt die Pfändungsbescheide erstellten.

Das Thema ist in den USA brandheiß, weil durch das Platzen der Immobilienblase und die anschließende Finanz- und Wirtschaftskrise Millionen Amerikaner ihr Eigenheim verloren haben. Sie konnten ihre Kreditraten nicht mehr zahlen. Viele Schuldner landeten dabei zu Unrecht auf der Straße, wie die Bankenregulierer sagen. Bereits im Februar 2012 gab es deshalb einen 25 Milliarden Dollar schweren Vergleich zwischen den Generalstaatsanwälten der US-Bundesstaaten sowie Großbanken. Weitere Vergleiche sollen nach Auskunft der Notenbank Fed folgen.

Insbesondere für die Bank of America summieren sich die Belastungen. Die Zugeständnisse gegenüber Fannie Mae sind allerdings weitgehend durch Reserven abgedeckt. Im Schlussquartal dürfte damit noch ein „bescheidener“ Gewinn herauskommen sein, wie der Finanzkonzern schätzt. Die genauen Zahlen legt die Bank kommende Woche vor. Die Bank hatte im Rahmen eines Vergleichs bereits Ende 2010 jeweils 1,3 Milliarden Dollar an Fannie Mae und Freddie Mac überwiesen.

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