Versicherer bestreiten systematischen Handel mit Beamtenadressen

Hameln/Bonn (dpa) - Nach der Kritik am Branchenriesen Debeka gibt es weitere Vorwürfe gegen Finanz- und Versicherungskonzerne, sie hätten Beamte systematisch im Verkauf eingespannt.

Das „Handelsblatt“ berichtete unter Berufung auf mehr als 200 Insider, dass gleich mehrere Versicherer den Staatsapparat mit einem Netz von Zuträgern überzogen haben sollen. Beamte hätten Hunderttausende von Euro mit Maklerdiensten verdient, Polizisten sollen gleich mehrere Unternehmen auf einmal bedient und Soldaten in ganzen Nachwuchsabteilungen Versicherungen angepriesen haben.

Die Finanz- und Versicherungskonzerne BHW und Signal Iduna wiesen die Vorwürfe am Dienstag zurück. „Ein System der Tippgeber ist uns nicht bekannt, es wird auch in keinster Weise gefördert noch in irgendeiner Weise geduldet“, sagte ein Sprecher der Postbanktochter BHW-Bausparkasse in Bonn. Auch die Signal Iduna erklärte, sie distanziere sich von jeglicher Art des illegalen Adresshandels und habe „kein Netz von Vertrauensleuten im öffentlichen Dienst“. Das „Handelsblatt“ hatte die Vorwürfe vor kurzem mit einem Bericht über die Debeka ins Rollen gebracht und am Dienstag mit einer weiteren Titelgeschichte nachgelegt.

Der BHW-Sprecher sagte, das Unternehmen könne natürlich nicht ausschließen, dass Staatsdiener in ihrer Freizeit auch bei Freunden für BHW-Produkte werben. Die Nähe zum Beamtenapparat sei über Jahrzehnte gewachsen - die BHW-Geburtsstunde geht aufs Jahr 1928 zurück, als die Beamtenbausparkasse, Heimstättengesellschaft mbH mit Sitz in Berlin entstand. Daher sei BHW aus historischen Gründen noch heute stark verankert in der Beamtenschaft. Vom schwunghaften Adresshandel mit Wissen, Duldung oder gar gezielter Förderung von Unternehmensseite könne aber „überhaupt keine Rede sein“.

Ein Signal-Iduna-Sprecher schloss aus, dass über illegale Wege Daten junger Polizisten an freie Handelsvertreter geflossen seien. Die Signal Iduna habe zusammen mit der Polizeigewerkschaft GdP einen Dienstleister gegründet, der auch speziellen Versicherungsschutz für Polizisten entwickele. Daher kämen wohl die Daten junger Polizisten.

Weitere Versicherer, die das „Handelsblatt“ nannte, waren am Dienstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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