VW trennt sich von Produktionsvorstand Macht

Wolfsburg (dpa) - Europas größter Autobauer Volkswagen trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Produktionsvorstand Michael Macht. Der Top-Manager (53) und der Aufsichtsrat des Konzerns hätten sich „einvernehmlich“ darauf verständigt, dass macht das Amt niederlege, teilte das Unternehmen in Wolfsburg mit.

VW trennt sich von Produktionsvorstand Macht
Foto: dpa

Vorstandschef Martin Winterkorn ließ erklären: „Wir danken ihm für seine Leistung.“ Eine nähere Begründung für die Personalie nannte Volkswagen nicht.

Aus Konzernkreisen verlautete, dass der Rausschmiss des Vorstandes seit kurzem mehr oder weniger ein offenes Geheimnis gewesen sei. So laste man Macht unter anderem Verfehlungen in der Fabrikplanung an.

Die Mitteilung zur Entlassung Machts ist nüchtern gehalten. So verzichtete Winterkorn neben dem kurzen Dank an den Produktionschef auf ein ausdrückliches Lob und ließ lediglich erklären: „Michael Macht hat das Volkswagen-Produktionssystem weiterentwickelt.“

Auf Erklärungen wie persönliche oder gesundheitliche Gründe wird nicht verwiesen. Der Tatsache der Amtsniederlegung folgt ein kleiner Abriss von Machts Stationen im Konzern. Damit endet die Mitteilung.

Der Grund für das plötzliche und vorzeitige Vertragsende scheint aber offensichtlich. So hatten die Entwicklungen der vorigen Wochen die Unzufriedenheit mit Machts Zuständigkeitsbereich schon angedeutet.

Winterkorn höchstpersönlich thematisierte Mitte Juli vor einer internen Runde mit mehr als 1000 Führungskräften in Wolfsburg dringliche Probleme im Konzern. Dabei kritisierte er nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa auch die Fabrikkosten: Die Planung der Anlagen sei oft zu groß, zu komplex und zu teuer. Zudem sei die volle Verfügbarkeit häufig erst mit Verspätung gewährleistet.

Der VW-Chef monierte auch die Umsetzung der zentralen Strategie für das Baukastensystem MQB, mit dem der Konzern aus Kostengründen immer mehr identische Bauteile in unterschiedliche Modelle bringen will. Das Ausrollen der Baukastenstrategie sei „ein echter Kraftakt“, wobei Winterkorn neben Entwicklung und Einkauf auch die Werke erwähnte.

Der mächtige VW-Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh prangerte ebenfalls Probleme auf der Produktionsseite an. „Unsere Kollegen zahlen die fehlerhafte Aufstellung und mangelnde Verfügbarkeit der Produktionsanlagen mit Mehrarbeit und Sonderschichten. Das muss ein Ende haben“, schrieb Osterloh vor kurzem in der VW-Mitarbeiterzeitschrift „Mitbestimmen“.

Bis zur Berufung eines Nachfolgers übernimmt Thomas Ulbrich Machts Aufgaben kommissarisch. Er ist seit April Chef für Produktion und Logistik bei der Kernmarke VW-Pkw. Der 48-Jährige war 1992 zum Konzern gestoßen. Von 2008 an war er Produktionsvorstand der Marke VW-Nutzfahrzeuge und wechselte nach China, wo er für die Produktion und Logistik an insgesamt fünf Standorten verantwortlich zeichnete.

Macht wird Ende August 54 Jahre alt. Volkswagen hatte ihn vor knapp vier Jahren zum Produktionschef gemacht. Der Konzern mit seinen zwölf Marken zählt weltweit 106 Fabriken. Der Diplom-Ingenieur Macht kam 1990 zum Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche und stieg dort 2009 zum Vorstandsvorsitzenden auf. Eine seiner Hauptaufgaben in den folgenden Jahren war die Integration von Porsche in den VW-Konzern.

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