Wachstum: Luxusgüter sind gefragt wie nie

Das Geschäft mit Rolex-Uhren und Kroko-Handtaschen boomt. Die Abnehmer sind Araber und Asiaten.

Paris. Egal ob Kroko-Handtasche, Rolex-Uhr oder Champagner — das Geschäft mit dem Luxus boomt wie schon lange nicht mehr. Die steigende Zahl der Reichen und Superreichen beschert der Branche einen fulminanten Start ins neue Jahrzehnt. Der weltgrößte Luxusgüterkonzern LVMH legte am Freitag Zahlen vor, von denen Unternehmen in den meisten anderen Wirtschaftszweigen nur träumen können. Erzrivale Hèrmes hatte bereits am Vortag exzellente Umsatzergebnisse präsentiert.

Zu verdanken haben die europäischen Luxushäuser den Boom vor allem der Kundschaft aus dem mittleren und fernen Osten. Araber und Asiaten sind heiß auf alles aus der westlichen Glamour-Welt und haben immer öfter die Mittel, um sich ihn zu leisten. Nicht nur in China, sondern auch in Südkorea, Indonesien oder im Mittleren Osten gebe es eine riesige Nachfrage, heißt es vom traditionsreichen französischen Luxusanbieterverband Comité Colbert. „Ein arabischer Mann kann locker 30 bis 40 verschiedene Parfüm-Flaschen im Regal haben“, sagte Comité-Sprecherin Elisabeth Ponsolle des Portes jüngst in einem Interview. Wachstumsraten bei den Mitgliedsunternehmen von 25 Prozent seien zurzeit keine Seltenheit.

Einer, der besonders vom Hunger nach Luxus profitiert, ist LVMH-Chef Bernard Arnault. Der 61-jährige Franzose herrscht über Prestige-Marken wie Moët & Chandon, Louis Vuitton und Christian Dior. Mit einem geschätzten Vermögen von 27,5 Milliarden US-Dollar (20,2 Mrd Euro) gilt er als reichster Mann Europas. Sein Händchen für das Geschäft mit den schönen Dinge des Lebens bescherte dem Konzern im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 20,32 Milliarden Euro und einen Gewinn von 3,03 Milliarden Euro. Im Unternehmen trägt er den Spitznamen „Dieu“ (Gott).

In der Branche wird Arnault bewundert, in seiner Eigenschaft als ehrgeiziger Markenjäger aber auch gefürchtet. Sein letzter großer Coup war der heimliche Einstieg beim Erzrivalen Hermès.

Rund 20 Prozent der Anteile an dem 1837 gegründeten Traditionshaus kaufte Arnault still und leise auf. Bei Hèrmes wird nun eine feindliche Übernahme befürchtet — auch da Arnault immer wieder betont, ein „freundschaftlicher gesinnter Aktionär“ zu sein.

So lange die Geschäfte weiter so gut laufen wie im Vorjahr, dürften allerdings nicht allzuviele Nachkommen von Firmengründer Thierry Hermès an einem Geschäft mit LVMH-Mehrheitseigner Arnault interessiert sein. Der für seine Seidentücher und Handtaschen bekannte Hersteller verbuchte 2010 mit 2,4 Milliarden Euro ebenfalls einen Rekordumsatz. Der Aktienkurs legte in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 50 Prozent zu.

Was die gesamte Branche eint, ist die Freude über die Reiselust der kaufkräftigen Kundschaft aus Asien. Obwohl es nahezu jedes Luxusgut vor Ort gibt, strömen die Reichen und Schönen aus dem Osten zum Shoppen gen Europa. Chinesische Touristen sind heute die wichtigsten Kunden im Pariser Luxuskaufhaus Galeries Lafayette. „Für sie ist Frankreich das beliebteste Reiseziel. Alles was französisch ist, ist romantisch“, sagt Elisabeth Ponsolle des Portes.

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