Was Europas Wirtschaft droht

Kommissar Olli Rehn zeichnet ein eher düsteres Szenario: Die Konjunktur lahmt, die Schulden steigen.

Brüssel. Dass EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn neue Hiobsbotschaften für Europa verkünden musste, war klar. „Ich freue mich auf den Tag, an dem ich gute Nachrichten überbringen kann, aber der Wirtschaftsausblick ist leider düster“, sagte Rehn in Brüssel. „Das Wachstum in Europa ist zum Stillstand gekommen, es besteht das Risiko eines erneuten Wirtschaftsabschwungs.“ Ein Überblick über die Lage in Europa:

„Auch wenn die Beschäftigung in einigen Mitgliedstaaten wächst, wird bei der Arbeitslosigkeit für die EU insgesamt mit keiner realen Verbesserung gerechnet“, warnt Rehn.

Mit knapp 21 Prozent hat Spanien bis 2013 die höchste Arbeitslosenquote Europas. Griechenland liegt dicht dahinter. Hier dürfte die Arbeitslosenquote von 16,6 auf 18,4 Prozent steigen. Am besten schneiden Österreich und Luxemburg ab — mit Quoten zwischen vier und fünf Prozent.

Deutschland schlägt sich ebenfalls wacker. Hier werden zwischen sieben und acht Prozent der Erwerbsbevölkerung bis 2013 ohne Job sein. Im Euro-Währungsraum verharrt die Arbeitslosenquote bei zehn Prozent. In der gesamten EU ist die Arbeitslosenquote niedriger. Sie beträgt im Schnitt 9,7 Prozent.

Dass in Europa jeder zehnte potenziell Erwerbstätige keinen Job haben wird, liegt an der mauen Wirtschaft. Im Euro-Währungsraum steigt die Wirtschaftsleistung 2011 um 1,5 Prozent. Nächstes Jahr sind laut der EU-Prognose nur 0,5 Prozent Zuwachs drin. 2013 steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,3 Prozent. Für die ganze EU sind die Vorhersagen geringfügig besser.

Von Wachstum nur träumen können Griechenland und Portugal. Ihre Wirtschaftsleistung wird frühestens 2013 zulegen. Mit den stärksten Zuwächsen trumpft Euro-Neuling Estland auf.

Deutschland bleibt Europas Konjunktur-Lok. Dieses Jahr wächst die Wirtschaft um 2,9 Prozent. In den nächsten zwei Jahren liegt das Wachstum noch bei 0,8 und 1,5 Prozent. Deutschland liegt aber über dem Durchschnitt. Für den Euro-Raum sagen die Experten für 2011 bis 2013 Zuwächse von 1,5 sowie 0,5 und 1,3 Prozent vorher. In der EU legt die Wirtschaftsleistung etwas stärker zu.

Griechenland schneidet mit Abstand am schlechtesten ab, wenn man den Schuldenberg in Prozent des Bruttoinlandsprodukts angibt. Seine Staatsschulden steigen bis 2013 von derzeit 162,8 auf 198,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. In drei weiteren Staaten ist der Schuldenberg bis 2013 ebenfalls größer als die Jahres-Wirtschaftsleistung: in Italien, Irland und Portugal.

Im Schnitt beträgt der Schuldenstand der Euro-Staaten bis 2013 etwa 90 Prozent des BIP — EU-weit fast 85 Prozent. Deutschland schneidet besser ab: Der Schuldenstand dürfte von 81,7 auf 79,9 Prozent sinken.

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