Wie stark sollen die Löhne steigen?

Tarifkonflikt: Die Gewerkschaften wollen satte Erhöhungen durchsetzen, die Arbeitgeber sprechen von „Illusionen“.

Berlin. Die Wirtschaft läuft auf Hochtouren, viele Autobauer kommen mit der Produktion kaum noch nach, Facharbeiter werden händeringend gesucht. Für die Gewerkschaften steht daher fest: „Wir wollen spürbare reale Tariferhöhungen durchsetzen.“

Die Arbeitgeberseite kontert: „Weder die wirtschaftlichen Prognosen dieses Jahres noch die mittelfristigen Perspektiven, geschweige denn die Entwicklung der letzten zwei Jahre zusammengenommen, rechtfertigen derartige Lohnerhöhungen“, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Die Tarifrunde 2011 wird hart. Die Positionen im Überblick.

Nach dem verhaltenen Jahr 2010 verlangen die Gewerkschaften in diesem Jahr zwischen fünf und sieben Prozent mehr Geld für die Arbeitnehmer. Konkret liegen bereits folgende Forderungen auf dem Tisch: Bau plus 5,9 Prozent; Chemie sechs bis sieben Prozent; Deutsche Telekom 6,5 Prozent, mindestens 170 Euro; Versicherungen sechs Prozent; Textil- und Bekleidungsindustrie fünf Prozent; Öffentlicher Dienst der Länder 50 Euro plus drei Prozent.

Bei VW fordert IG-Metall-Chef Berthold Huber ein „kräftiges Lohnplus“. „Die Beschäftigten haben VW über die große Krise hinweggeholfen, dass muss auch belohnt werden.“ VW hat am Freitag ein erstes Angebot gemacht: 2,9 Prozent mehr Lohn will das Unternehmen zahlen.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt weist Forderungen von fünf bis sieben Prozent zurück. Auch wenn sich die Wirtschaft derzeit besser als erwartet entwickele, kämen die Forderungen „aus dem Wolkenkuckucksheim und sind vollkommen illusionär“, sagte Hundt. Der wirtschaftliche Aufholprozess nach dem Einbruch um 4,7 Prozent im vergangenen Jahr sei noch längst nicht stabil und auch „kein Selbstläufer“.

Die Beschäftigten sollten „reale Lohnerhöhungen“ erhalten. „Wir werden uns dafür einsetzen, die flexible und produktivitätsorientierte Tarifpolitik der letzten Jahre fortzusetzen.“ Den Abschluss von 2,7 Prozent für die Metall- und Elektroindustrie hält er für eine gute Lösung.

Im vergangenen Jahr sind die Tarifverdienste in Deutschland zwar stärker angestiegen als die Teuerung. Das Plus auf den Lohntabellen fiel aber mit 1,6 Prozent deutlich geringer aus als im Jahr zuvor, als es noch 2,8 Prozent mehr gegeben hatte, hat das Statistische Bundesamt berechnet.

Die Entwicklung der Tariflöhne führen die Statistiker auf die vor allem auf Beschäftigungssicherung angelegten Tarifabschlüsse zurück, die im vergangenen Jahr ihre Wirkung entfalteten. So hatten beispielsweise die wichtigen Industriesparten Metall und Chemie unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise für 2010 nur Einmalzahlungen vereinbart, die nicht in die Berechnung der Tariflöhne einflossen.

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