Korruptions-Experte Franz-Josef Meuter vom LKA führt diese Zahlen des Berichts "Korruptionskriminalität Lagebild NRW 2007" unter anderem auf "eine erhöhte Sensibilität in den Betrieben" angesichts der jüngsten Schmiergeld-Skandale in deutschen Konzernen zurück.

"Heute werden die Delikte viel schneller zur Anzeige gebracht", sagte Meuter unserer Zeitung. Auffallend sei die Flut der Anzeigen wegen Bestechung und Bestechlichkeit. "Es wird weniger unter den Teppich gekehrt."

Bei der Korruptionskriminalität gebe es traditionell eine hohe Dunkelziffer, viele dieser früher nicht aufgefallenen Vorgänge kämen nun ans Licht. "Auch der wachsende Druck vom Gesetzgeber, von Finanzaufsicht und Steuerbehörden zwingt Unternehmen, weniger leichtfertig mit gegenseitigen Gefälligkeiten umzugehen", sagte Meuter.

Ein weiterer Grund für die Steigerung der Fallzahlen seien mehrere Groß-Komplexe gewesen, etwa der Prozess um die Kölner Müllverbrennungsanlage, der sich in viele Verfahren gegen einzelne Personen aufsplitterte. Meuter verwies darauf, dass zahlreiche Firmen derzeit Antikorruptionsstellen aufbauen, sogenannte Compliance-Abteilungen (compliance = Einwilligung). "Wir beobachten, dass sich die Unternehmenskultur ändert."

Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers kostete Korruption die deutschen Unternehmen allein im Jahr 2007 sechs Milliarden Euro. Der Durchschnittsschaden je Firma sei in NRW am höchsten. Ursache sei, dass die Betriebe im bevölkerungsreichsten Bundesland größer seien als im Bundesdurchschnitt.