WM-Prognosen: Der Titel und der „Müller-Faktor“

Führende Ökonomen berechnen die Chancen der Teams in Brasilien.

WM-Prognosen: Der Titel und der „Müller-Faktor“
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Frankfurt. Vergessen Sie alle Pannen im Trainingslager: Deutschlands Fußballer werden in Brasilien Weltmeister — dank „Müller-Faktor“! Gerd Müller beendete seine erste WM 1970 als Torschützenkönig und Deutschland gewann das Spiel um Platz 3 gegen Uruguay. 1974 holte das Team um Müller den WM-Titel. Namensvetter Thomas Müller wurde bei seiner ersten Weltmeisterschaft 2010 ebenfalls Torschützenkönig — und Deutschland besiegte im Spiel um Platz 3 Uruguay.

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„Wie seine zweite Weltmeisterschaft in Brasilien laufen wird, dürfte nun eindeutig sein“, folgern die fußballbegeisterten Volkswirte der Dekabank in ihrer nicht ganz ernst gemeinten Studie zur Fußball-WM in Brasilien, die am 12. Juni startet.

Die deutschen Fans sollten mit dem Feiern gleichwohl noch etwas warten, rät das Dekabank-Team. Denn nach streng ökonomischen Modellen berechnet dürfte in diesem Jahr der Gastgeber als Sieger vom Platz gehen. „Den Heimsieg der Brasilianer kann man quantitativ kaum noch runterrechnen“, sagt Volkswirt Holger Bahr.

Berücksichtige man das Abschneiden der Seleção bei den letzten vier Weltmeisterschaften, das Länderspielranking (Elo-Ranking) und den Heimvorteil, deute „vieles auf ein Fußballmärchen für Brasilien mit 64 Jahren Verspätung hin“, schreibt die Deka. Im entscheidenden Spiel 1950 hatte der kleine Nachbar Uruguay mit einem 2:1-Sieg Brasilien den Titel bei der ersten WM im eigenen Land weggeschnappt.

Nach den ebenfalls hochkomplexen Berechnungen von Goldman Sachs, die wie viele Banken solche Studien erstellen, stehen Brasiliens Chancen auf den Titel bei 48,5 Prozent. Argentinien dürfte der Finalgegner heißen (Chance auf den Titel: 14,1 Prozent), für Jogis Jungs reicht es — wieder — nur zu Platz 3 (Chance auf den Titel 11,4 Prozent).

Letztlich sei „der Einfluss des Zufalls . . . sehr groß, wird aber dennoch fast immer unterschätzt“, philosophieren Volkswirte der Berenberg-Bank und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. „Glück und Pech treten in mehreren Gewändern auf: in Form von Pfostentreffern, Fehlentscheidungen des Schiedsrichters oder Verletzungen wichtiger Spieler.“

Immerhin: Durch die Bank zählen die Wirtschaftsexperten die deutsche Mannschaft zum engeren Favoritenkreis: Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien. „Wir sind auf Halbfinale gebucht“, meint Dekabank-Ökonom Bahr.

Wenn es dann wieder einmal für mehr nicht reichen sollte, wäre das unter ökonomischen Gesichtspunkten gar nicht so schlecht, meint das Dekabank-Team: „Man mag es nicht recht aussprechen, aber eigentlich sollten wir uns für Brasilien ein vorzeitiges Scheitern unserer Fußball-Kicker wünschen — idealerweise im Halbfinale. Denn die schönsten Kursgewinne verzeichnete der Dax jeweils nach einem Rauswurf kurz vor dem großen Ziel.“

An Spannung verliert die WM dadurch nichts. 2010 hätte nach der Goldman-Sachs-Berechnung Brasilien Weltmeister werden müssen, nicht Spanien. Und Halbfinalist Uruguay hatte nur eine Chance von 8,6 Prozent auf diesen Erfolg. Fußball, so folgern die Autoren der aktuellen Goldman-Studie, sei eben „letztlich ein herrlich zufälliges Spiel“.

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