Wüstenrot: Dienstreise ins Bordell

Mitarbeiter des soliden Finanzkonzerns sind jetzt in einen schlüpfrigen Skandal verwickelt.

Stuttgart. Ausgerechnet die besten Mitarbeiter haben dem soliden Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) einen schlüpfrigen Skandal eingebrockt. Bei einer 200 000 Euro teuren Belohnungsreise nach Brasilien soll ein Teil der 51-köpfigen Gruppe im Bordell gelandet sein.

Für das Image des Unternehmens — bekannt für so konservative Produkte wie Bausparen — ist das kurz vor den Festtagen alles andere als eine frohe Kunde. Zudem weckt die Lustsause Erinnerungen an den Ergo-Skandal aus diesem Jahr.

W&W bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht aus dem „Handelsblatt“, wonach die Wüstenrot Bausparkasse AG Ende April 2010 eine Tour nach Rio de Janeiro springen ließ — als „Förderung und Honorierung besonders hervorragender Leistungen“, wie sie es selber nannte.

Ohne Frage sei dabei offensichtlich gegen den Verhaltenskodex verstoßen worden — W&W beteuert aber, dass es sich um individuelle Verfehlungen handele und das Unternehmen nichts gefördert habe.

Laut dem Blatt endete die Nacht zum 30. April in dem Etablissement Barbarella, bei dem schon mit einem flüchtigen Blick auf das Logo am Eingang klar sei, was innen abgehe. „Die Bustüren gingen auf und etwa die halbe Gruppe stieg aus, inklusive Bereichsleiter und Direktoren“, berichtet ein Teilnehmer der Zeitung. Die Wüstenrot-Revision wisse heute, dass zwischen 14 und 20 Mitarbeiter ins Barbarella einkehrten.

Teilnehmer berichteten dem Blatt, dass die Polizei einen Direktor nachts am Strand mit einer Prostituierten erwischt habe. Glaubt man den Schilderungen, hatte die Tour — zumindest für einige Reisende — nur einen Sinn.

Der Konzern will nichts beschönigen, wehrt sich aber gegen den Verdacht, eine aktive Rolle gespielt zu haben. „Wir unterstützen, organisieren oder finanzieren keine Aktivitäten, die gegen unseren Verhaltenskodex verstoßen“, erklärte Bausparkassenvorstand Bernd Hertweck. „Eindeutige Ausschweifungen im Rahmen einer Dienstreise verstoßen selbstverständlich gegen unsere Verhaltensrichtlinien.“

Falls angemessen und rechtlich möglich, werde Wüstenrot personelle Konsequenzen ziehen. W&W beteuert, dass anders als bei Ergo der krönende Abschluss des Abends im Bordell weder offiziell noch inoffiziell ein Teil des Programms gewesen sei.

Doch allein das Reiseziel und der Stopp an der Vergnügungsmeile haben ja schon ein Geschmäckle. Das hat W&W offensichtlich auch bemerkt. Erste Konsequenz: Die Belohnungsreisen sollen sich künftig nur noch auf Deutschland beschränken.

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