Interkulturelle Woche Anekdotenreiche Verbeugung vor Rumänien

Rund hundert Besucher wollen den Abend im Kulturbadehaus erleben.

Interkulturelle Woche: Anekdotenreiche Verbeugung vor Rumänien
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Noch eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn wurden weitere Stühle im Kulturbadehaus aufgestellt, damit alle der etwa hundert Besucher einen Platz fanden. Für die „Reise durch Rumänien“ im Rahmen der Interkulturellen Woche interessierten sich dabei nicht nur Gäste aus Burscheid: In der ersten Reihe saß am Freitagabend auch eine Delegation des Rumänischen Konsulats aus Bonn.

Farbenprächtige Trachtenkleider und ein Buffet mit landestypischen Snacks gaben dem Raum einen festlichen Rahmen. Eine nicht alltägliche „Reise“ bot Stela Ignatz, Vorsitzende des Vereins „Kulturen in Burscheid“ (KiB) und hatte mit dem Leichlinger Geiger Mani Neumann einen glühenden Verehrer ihres Heimatlandes gewonnen.

In einer ersten eindrücklichen Bildfolge wurde die geografische Lage des Landes zwischen Ukraine, Ungarn und dem Schwarzen Meer vorgestellt. Als redegewandter, humorvoller Erzähler schilderte Neumann, auf welch spektakuläre Art er als ehemaliger Musiklehrer aus dem Bergischen von einem Tag zum anderen ein fester Bestandteil der rumänischen Musikband Phoenix wurde. Die aus dem kommunistischen Land Ende der 70er Jahre ausgewiesenen Künstler waren in Hilden gelandet und nahmen dem deutschen Geigenvirtuosen ab, dass ihre Art, Musik zu interpretieren, auch in ihm verwurzelt ist.

Aus seinem unerschöpflichen Schatz an Anekdoten, die er in den Jahren nach der Wende und Öffnung der Ostgrenzen mit Phoenix erlebte, hätte Neumann noch weitere Stunden erzählen können. Schon durch das, was er berichtete, wurde deutlich: Seine seit Mai 1990 gepflegten beruflichen und privaten Beziehungen zu rumänischen Regierungskreisen wie zu normalen Bürgern haben einiges zu Verständigung und Reformprozessen beigetragen. Heute freut er sich darüber, die Ehrenbürgerschaft mehrerer Städte zu genießen und Träger des rumänischen Verdienstordens zu sein.

In zwei weiteren Bilddokumentationen konnten die Anwesenden die monumentalen Bauwerke aus historischer wie moderner Zeit bewundern — angefangen beim „Weißen Haus“ in Bukarest, dessen architektonische Daten im Saal erstaunte Ausrufe hervorriefen.

„Rumänen und Deutsche haben vieles gemeinsam in ihrer Mentalität. Das Land bildete immer schon eine separate Zone im politischen Gebilde des Ostens. Das hatte große Vor-, aber auch gravierende wirtschaftliche Nachteile.“ Diese Tatsachen unterstrich Neumann mit persönlichen Erlebnissen, die er mit fröhlicher Begeisterung zum Besten gab.

Wie von allen erwartet, holte er nach fast zwei Stunden voller Informationen auch seine Geige hervor. Vier Saiten und ein Bogen versetzten für Minuten das Badehaus in die grüne Landschaft unterhalb der Karpaten und mitten nach Siebenbürgen — Töne voll weicher Melancholie, geschmückt mit feurigen Funken.

Und weil auch im heutigen Rumänien Folkore ihren angestammten Raum hat, begeisterte die Sängerin Violeta Man mit einem alten Liebeslied in ihrer angenehmen Altstimme. Nach dem romantischen Liedteil schloss sie noch die heiter-rhythmische Tanzform an und holte sich Mani Neumann spontan als Tanzpartner. Da wurde der Beifall zu einer anhaltenden Begleitung durch lautes Klatschen.

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