Burscheider in Südafrika: Kneipenbesuch im Affenbrot-Baum

In Südafrika stoßen die Burscheider Globetrotter auf eigenwillige Gastronomie und atemberaubende Hitze.

Südafrika. Der Schankraum bietet Platz für 55 Gäste, 15 können es sich sogar auf Sitzbänken bequem machen. Ein Zapfhahn dominiert den rustikalen Tresen und dahinter verbergen sich eine Musikanlage und ein Kühlschrank. Die Wände sind mit Gebrauchsartikeln der Voortrekker, der weißen Einwanderer Südafrikas dekoriert. Ein ganz normales Bierlokal?

Nein, das kann man nun wirklich nicht behaupten. Wir befinden uns in der südafrikanischen Provinz Limpopo, auf der Sunland-Früchtefarm von Heather und Doug van Heerden. Die angesprochene Kneipe ist der Baobab-Pub und wir stehen mitten drin. Mitten in dieser Pinte, und diese Pinte befindet sich tatsächlich in einem Affenbrotbaum.

Der Baobab ist sagenhafte 6000 Jahre alt, der Stamm hat einen Durchmesser von 46 Metern und ist vermutlich der größte Affenbrotbaum der Welt. Der Eingang ist eine enge Spalte, durch die wir uns erst mal durchquetschen müssen, doch im Innenraum lässt es sich prima aushalten. Hier herrschen ganzjährig Temperaturen von 22 Grad Celsius, was bei der sommerlichen Hitze „da draußen“ ganz angenehm ist.

Der Baobab sieht im Winter mit seinem monströsen Stamm und den dünnen, blattlosen Ästen fast gespenstisch aus, jetzt steht er jedoch in voller Blüte und demonstriert seine Vielseitigkeit als Nutzbaum. Die Blätter können gekocht und als Gemüse gegessen werden, mit den Samen kann man heiße Erfrischungsgetränke zubereiten und die Blütenpollen werden als Klebstoff benutzt.

Doch damit nicht genug, der Baobab kann mit seinen schwammigen Fasern über 100 000 Liter Wasser aufnehmen. Die San, Bewohner der Kalahari-Wüste, decken ihren Flüssigkeitsbedarf in der Trockenzeit oft, indem sie den Baobab „melken“. Auch Elefanten „trinken“ vom Baobab. Mit den Stoßzähnen brechen sie die Baumrinde auf, entfernen mit dem Rüssel die feuchten Fasern und zerkauen diese, um Feuchtigkeit zu gewinnen.

Die Gäste des Baobab-Pubs haben es da einfacher. Man muss nur „Das Gleiche noch mal“ rufen und schon werden die Drinks serviert. Der Baobab — bester Freund von Mensch und Tier.

Weiter geht die Fahrt Richtung Tzaneen. Das subtropische Klima und der fruchtbare Boden lässt Bananen, Orangen, Kiwis, Mangos, Litschis und Avocados gedeihen. Bei den zahllosen Händlern, die die Straßenränder bevölkern, können wir frisches, leckeres und preiswertes Obst ergattern. Die malerischen Berghänge sind mit Teeplantagen überzogen und in den Senken und Tälern befinden sich viele Seen.

Ein echtes Urlaubsparadies also, hier kann man sich wohlfühlen. Das haben aber auch Nilpferde und Krokodile herausgefunden, und so wird vor unüberlegtem Badespaß gewarnt. Selbst auf breiten Regionalstraßen kann es zu Zusammenstößen mit Hippos kommen. Die Dickhäuter verbringen zwar die meiste Zeit des Tages im Wasser, beim nächtlichen Grasen wandern sie jedoch oft kilometerweit umher. Also fahren wir ab sofort nachts nicht mehr mit dem Auto und erfrischen uns tagsüber nicht im kühlen Nass, auch wenn die flirrende Hitze dazu rät.

Dass afrikanische Sommertage heiß werden können, ist natürlich keine Überraschung. Aber wie heiß werden sie wirklich? Auf der Fahrt zum Olifants River stellen wir fest, dass die Teerdecke der Regionalstraße kurz davor ist, sich zu verflüssigen. Bei einem gemütlichen Spaziergang wenig später am Ufer des Olifants entlang ist es dann so schweißtreibend, dass wir unser Thermometer mal eine Zeit lang in die Sonne halten. Das Display zeigt gesundheitsgefährdende 65 Grad Celsius an.

Da hilft nur noch die Flucht in den Schatten. Doch nicht jeder Laubbaum ist geeignet, die stechenden Sonnenstrahlen abzuwehren. Die Mopani-Bäume haben sich einen Trick einfallen lassen, um ihre Feuchtigkeit zu speichern: Sie falten bei großer Hitze ihre Blätter zusammen und sind somit als Schattenspender für uns denkbar ungeeignet. Wir machen uns lieber auf die Suche nach dem nächsten Baobab.

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