Einbrecher werden lauter und risikobereiter

Die wachsende Zahl der Einbrüche ist nach wie vor der große Makel in der Statistik der Kreispolizei.

Rhein.-Berg. Kreis. Die Aussagen der Polizeistatistik und das Sicherheitsgefühl der Menschen sind nur selten deckungsgleich. Statistisch ist der Rheinisch-Bergische Kreis „einer der sichersten Kreise in NRW“, wie Landrat Hermann-Josef Tebroke angesichts des Zahlenwerks für 2012 zufrieden feststellt.

Aktuell reicht das für Platz fünf unter 47 Polizeibehörden im Land. Aber gerade in dem so emotional besetzten Thema der Wohnungseinbrüche gilt das weiterhin nicht.

871 Einbrüche im vergangenen Jahr — so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Damit rangiert der Kreis noch über dem Landesschnitt. Und nur jeder sechste Einbruch kann aufgeklärt werden.

Eine Trendwende ist der Polizei in diesem Fall nicht geglückt, obwohl Wohnungseinbrüche hier als Schwerpunktthema gelten. Allerdings gehört ebenfalls zur Wahrheit, dass in die Statistik auch versuchte Einbrüche einfließen, die aus den unterschiedlichsten Gründen abgebrochen worden — im vergangenen Jahr immerhin 41,5 Prozent. Ursache sind nach Polizeieinschätzung sowohl bessere Sicherungsmaßnahmen als auch eine wachsamere Nachbarschaft.

Beim Täterverhalten macht Rainer Hölzenbein, Leiter der Direktion Kriminalität, Veränderungen aus. Zum einen werden die Einbrecher risikobereiter. Immer häufiger kommt es zum Einbruch, obwohl die Wahrscheinlichkeit groß ist, auf Bewohner zu treffen. Immerhin: Erfolgt wirklich eine Begegnung, fliehen die Täter umgehend. Auf Auseinandersetzungen lassen sie sich nicht ein.

Zum anderen sei die Hemmschwelle gesunken, Lärm zu machen. So sind die Einbrecher inzwischen eher bereit, Scheiben einzuschlagen. Mitunter, das weiß die Polizei durch Kontrollen einschlägig Bekannter, sind die Täter ganz ohne Werkzeug unterwegs und suchen sich die nötigen Gegenstände erst vor Ort.

Durch eingeschlagene Scheiben wächst aber auch die Gefahr der Verletzungen — Chance für die Ermittler, DNA-Spuren zu sichern. Ihre Speicherung stellt die hohe Mobilität der oft bandenmäßig organisierten Kriminellen unter Beweis. Die gleiche DNA taucht plötzlich wieder in Bayern, Österreich, Frankreich oder Norddeutschland auf.

Gut 3,3 Millionen Euro Schaden sind bei den Einbrüchen des vergangenen Jahres entstanden, über 19 Millionen bei allen gut 14 000 Straftaten. Sowohl Gewaltkriminalität als auch Raubdelikte weisen aber die niedrigsten Fallzahlen seit mindestens zehn Jahren auf. Dafür boomt die Straßenkriminalität, wozu auch Diebstähle aus und von Autos sowie Sachbeschädigungen zählen.

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