Geschichtsstudenten sollen Halbach-Frage klären

Der Ausschuss folgt dem Verwaltungsvorschlag. Die Anwohner sind gegen eine Änderung des Straßennamens.

Burscheid. Schon einen Tag vor der Hauptausschuss-Sitzung am Dienstag war klar: Die Anwohner der Fritz-Halbach-Straße sind unisono gegen eine Umbenennung ihrer Wohnstraße. Eggert Schiffler vom Inititativkreis „Hilgen lebt!“ hatte eine schriftliche Umfrage in der Straße gestartet. Kein Einziger konnte sich für den Bürgerantrag auf Umbenennung wegen Halbachs Nähe zum Nationalsozialismus erwärmen.

Einige Anwohner fanden sich am späten Nachmittag auch im Rathaus ein — und wurden Zeuge des einstimmigen Beschlusses, dem Verwaltungsvorschlag zu folgen und sich um eine unabhängige Bewertung von Fritz Halbach (1879—1942) durch Geschichtsstudenten zu bemühen. Erst dann soll im Kulturausschuss über den Bürgerantrag entschieden werden.

Ob das schon in der nächsten Sitzung im April der Fall sein wird, ist noch nicht abzusehen. Da Unterlagen aus der NS-Zeit in Burscheid fast vollständig vernichtet sind und die Stadt nicht viel Geld für die Bewertung ausgeben will, kann sie auch kaum zeitliche Vorgaben machen.

In der Diskussion hatten sich zuvor schon unterschiedliche Sichtweisen widergespiegelt. Während SPD und CDU vor einer Stellungnahme zunächst das Gutachten abwarten wollen, sagte Sabine Wurmbach (Grüne), zugleich Antragstellerin, es gehe nicht darum, „Fritz Halbach in Grund und Boden zu verdammen, sondern darum, die besondere Ehrung eines Straßennamens zurückzunehmen“.

Rolf Mebus (FDP) schlug sich dagegen auf die Seite der Anwohner. Der Rat könne nicht alle 30, 40, 50 Jahre in neuer Zusammensetzung neu entscheiden. „Es müsste schon einiges passieren, um zu einer anderen Bewertung zu kommen.“

Michael Baggeler (BfB) sieht gute Gründe, um über die Person Fritz Halbach neu nachzudenken. Wenn die Kritik der Antragsteller an dessen NS-Gesinnung untermauert werde, „müssen wir auch so konsequent sein, diesen Menschen nicht weiter zu ehren.“ Andererseits genieße Halbach in Hilgen noch große Anerkennung. Kosten könnten dagegen kein Grund sein, vor einer Umbenennung zurückzuschrecken.

Auch Sabine Wurmbach stellte Lösungen in Aussicht, „wenn die Kosten das einzige Problem sein sollten“. Buchhändlerin Ute Hentschel hatte am Nachmittag schon spontan angekündigt, 500 Euro zur Verfügung zu stellen. „Kosten können kein Argument sein.“

Für Befremden im Ausschuss sorgte die Stellungnahme von Anwohner Bernhard Heider, dessen abgebranntes Haus derzeit wieder aufgebaut wird. Er hatte geschrieben: „Wenn über eine Sache Gras gewachsen ist, kommt ein Esel — oder auch schon mal eine kleine Herde — und frisst es wieder ab.“ „Das ist eine Unverschämtheit“, reagierte Gerd Pieper (UWG).

Heider wirft in seiner Stellungnahme auch die Frage auf, wer eigentlich nach der Vergangenheit von Max Siebold, Kuno Hendrichs oder auch Max Kohl („der Wunschname unserer Straße“) frage. Kohl ist nun allerdings in der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter der Völker“ geehrt, weil er als Lederfabrikant in der NS-Zeit versucht hatte, jüdische Arbeiter zu schützen.

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