Polizeikontrolle Geschulter Blick für Drogenkonsumenten am Steuer

Um den Missbrauch zu erkennen, müssen Polizisten trainieren — auch im Praxiseinsatz.

Rhein.-Berg. Kreis. Welcher Autofahrer könnte Drogen konsumiert haben? Von einem „geschulten Auge“ spricht Robert Lennerts. Und von „Erfahrungswerten“. Von alleine kommt das alles aber nicht, das weiß auch der Polizeihauptkommissar. Am Donnerstag konnten 16 seiner Kollegen aus ganz NRW am vierten Tag ihres Fortbildungsseminars Praxiserfahrung sammeln — bei einer groß angelegten Drogenkontrolle in Leichlingen.

In Förstchen nahe der Autobahn und der Stadtgrenze zu Langenfeld und unmittelbar vor der Geschäftsstelle des Rheinischen Schützenbundes waren vier Stunden lang insgesamt 30 Beamte im Einsatz.

Erst die Blickkontrolle im Vorbeifahren, gegebenenfalls folgen Herauswinken, Gespräch, Gleichgewichtsübungen, Kontrolle der Pupillen und Bindehäute. Erhärtet sich ein Verdacht, geht es runter auf die Toilette der Schützen zur Urinprobe. Gerichtsfest ist bei Drogen im Gegensatz zum Alkohol aber nur die angeordnete Blutprobe. Auch die nötige Ärztin war darum vor Ort.

Dass die Seminarteilnehmer mal kontrollieren, ohne einen positiven Befund zu entdecken, hat Lennerts noch nie erlebt — egal zu welcher Tageszeit. Früher war er selbst Dozent, heute sorgt er als Vertreter der Leiter des Verkehrsdienstes und des Verkehrskommissariats dafür, dass Rhein-Berg der Landesfortbildungsstelle in Neuss die Möglichkeit zur Praxiserfahrung bietet.

Das ist keine Showveranstaltung, sondern trägt den geänderten gesellschaftlichen Konsumgewohnheiten Rechnung. Im Rheinisch-Bergischen Kreis haben im vergangenen Jahr die angeordneten Blutproben in der Folge eines Drogenverdachts mit 492 dem Alkohol (218) bereits den Rang abgelaufen. Das liegt an der verbesserten Schulung, aber auch an den mittlerweile besseren Vortestgeräten. Dabei können längst noch nicht alle Drogen nachgewiesen werden.

Doch schon mit den zur Verfügung stehenden Mitteln fiel die Bilanz am Donnerstag selbst für einen Routinier wie Lennarts am Ende erschreckend aus: In drei Stunden wurden 78 Autofahrer kontrolliert, bei elf wurden Blutproben angeordnet. Vertreten waren Cannabis, Amphetamine und auch Opiate (Heroin). Das Alter der Konsumenten lag zwischen 20 und 62 (einem bekennenden Altrocker). Daneben gab es noch zwei Festnahmen wegen des Verdachts auf illegalen Aufenthalt.

Die Konsequenzen bei Drogenkonsum am Steuer sind oft härter als bei Alkohol. Bei Cannabis ist der Führerschein ein halbes Jahr weg, bei Amphetaminen ein ganzes Jahr. Danach ist eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) zwingend vorgeschrieben. Und schon eine Ordnungswidrigkeit kann inklusive Gutachten und Arztkosten an die 1000 Euro kosten.

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