Kreishandwerkerschaft: Ein Leben für das Handwerk

Nach mehr als 36 Jahren hört Heinz Gerd Neu bei der Kreishandwerkerschaft auf. Der zweifache Vater will sich nun verstärkt seiner Musik und dem Reisen widmen.

Rhein.-Berg. Kreis. Angst vor Langeweile hat Heinz Gerd Neu nicht. Seit 36 Jahren ist er bei der Kreishandwerkerschaft, seit 26 Jahren als Geschäftsführer. Das Handwerk, die Anforderungen und auch sein Job selbst haben sich in dieser Zeit stark verändert.

Am Donnerstag hat er seinen letzten Arbeitstag, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedet. Genug Aufgaben und Hobbys lassen ihn entspannt auf die Zeit danach blicken.

Vor 1976 war Heinz Gerd Neu bei der Kreisverwaltung tätig. Dass er nicht aus dem Handwerk kommt, war nie ein Problem: „Wichtig war, dass ich mich schnell ins Unternehmertum reindenken konnte“, erinnert sich der 62-Jährige.

Ebenso wichtig war Flexibilität: „Es hat sich viel verändert, alles ist viel schneller geworden.“ Im Arbeitsrecht — Neu berät seinen Klienten auch bei Rechtsfragen — seien zum Beispiel monatliche Änderungen mittlerweile üblich.

„Außerdem ändern sich die Ausbildungen ständig.“ Waren Gas-, Wasser- und Heizungsmonteur zu Beginn seiner Amtszeit noch einzelne Ausbildungsberufe, sind sie heute vereint. „Auch der Kfz-Mechatroniker hat sich aus dem Mechaniker, dem Elektriker und zum Teil auch aus dem Karosseriebauer entwickelt.“

Hinzu kommen die neuen Anforderungen der Kunden — sowohl an die Betriebe als auch an die Kreishandwerkerschaft. „Wir haben unser Angebot sehr ausgeweitet, weil wir überall helfen wollen. Das verlangen die Betriebe auch von uns“, erklärt Neu. Das liege aber auch daran, dass der Endverbraucher die Betriebe mehr fordere. „Viele Kunden wollen heute alles aus einer Hand, aber große Firmen, die viele Handwerksberufe vereinen und Pauschalangebote machen, sind immer noch die Ausnahme.“

So könnte die Entwicklung des Handwerks in der Zukunft aussehen. Doch damit muss sich der Vater von zwei Kindern nicht mehr beschäftigen. Das ist nun die Aufgabe von Marcus Otto, der seine Nachfolge als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft antritt. Neu gibt das Zepter gerne in seine Hände: „Ich vertraue ihm voll. Er macht das schon seit einem halben Jahr sehr gut und es macht Spaß, dabei zuzusehen, wie er sich entwickelt.“

Gänzlich ohne Arbeit steht Heinz Gerd Neu nicht da: Noch bis zum Jahr 2014 wird er als stellvertretender Landrat tätig sein, bis dahin sitzt er außerdem in verschiedenen Aufsichtsräten. „Es ist gefährlich, von heute auf morgen komplett auszusteigen, dann wird man sehr schnell alt“, glaubt der 62-Jährige.

Doch Ende 2014 ist auch der Ausstieg auf Raten beendet. Dann will Neu sich wieder stärker seinem größten Hobby widmen: Bis zu seinem 30. Lebensjahr hat er professionell Musik gemacht, ist vier bis fünf Mal in der Woche mit einer Band aufgetreten. „Ich will aber erst mal nur privat mehr Musik machen. Orgel und Klavier sind noch immer meine Leidenschaft. Ob ich aber noch einmal auf die Bühne zurückkehre, lasse ich offen.“

Außerdem werden gutes Essen und Trinken immer zu seinen Hobbys zählen. Genauso wie das Reisen. Damit muss er sich aber noch auf die Schulferien beschränken: „Meine Frau ist Lehrerin und muss noch acht Jahre arbeiten.“

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