Portugiesischer Kulturverein ringt um seine Zukunft

Zweite Generation braucht Anbindung nicht mehr.

Burscheid. Für die erste Generation der Portugiesen in Burscheid war der portugiesische Kulturverein ein Stück Heimat in der Fremde. Dass der Verein inzwischen Jahr für Jahr wieder um seinen Fortbestand bangt, kann als gutes Zeichen verstanden werden. „Eigentlich ist das ja richtig so. Schließlich redet alle Welt von Integration“, sagt Vorstandsmitglied Miguel Colaco. Noch bemühen er und seine Vorstandskollegen sich darum, das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen. „Aber bei der nächsten Wahl im April werden wir wieder vor der Frage stehen, für wen wir das eigentlich machen.“

Colacos Vater kam 1968 als Arbeiter nach Burscheid zu Goetze. Sein Sohn, heute 41 Jahre alt, verbindet viele Kindheitserinnerungen mit dem Verein: an die verschiedenen Standorte am Markt, im Raderweg, an der Bürgermeister-Schmidt-Straße und heute in der Geilenbacher Straße; an Fernsehabende mit portugiesischen Sendern; an die großen Weihnachtsfeiern.

„Für unsere Eltern war diese Anbindung wichtig. Sie haben damals kaum Deutsch gesprochen, konnten hier portugiesische Lebensmittel kaufen“, blickt Colaco zurück. Inzwischen ist der Verein auf 56 Mitglieder geschmolzen. Die zweite Generation, meist wie Colaco schon in Deutschland geboren, ist so in der neuen Heimat angekommen, dass sie die Rückversicherung nicht mehr benötigt. Die von Freitag bis Sonntag geöffneten Vereinsräume sind schlechter besucht; die Kosten zu decken, wird immer schwieriger. „Spätestens mit der dritten Generation wird das Vereinsleben beendet sein“, glaubt der zweifache Vater.

Der vorherige Vorstand hat 2011 sogar erstmals seit Bestehen des Vereins die Weihnachtsfeier ausfallen lassen. Das soll in diesem Jahr aber wieder anders werden. Am Samstag ab 20 Uhr feiern die Portugiesen in der Turnhalle der EMA-Schule in Hilgen — und alle Burscheider sind eingeladen mitzufeiern. Der Eintritt ist frei, eine Band spielt und es gibt Essen und Trinken. Das nun allerdings auf jeden Fall mit portugiesischer Prägung: Zumindest über den Magen funktioniert die Verbindung noch.

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