Unaufgeregter Ton bestimmt Infoabend zu den Flüchtlingen

Die Spendenbereitschaft soll kanalisiert werden. Ein Anmeldebogen will mögliche ehrenamtliche Unterstützung erfassen.

Unaufgeregter Ton bestimmt Infoabend zu den Flüchtlingen
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Die rund 50 erwarteten Flüchtlinge für die neue Erstaufnahmeeinrichtung in der Höhestraße waren auch bis zum Freitag noch nicht eingetroffen. Von ersten Erfahrungen mit ihnen konnte der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der die Federführung für die Einrichtung übernommen hat, folglich bei der ersten städtischen Informationsveranstaltung zum Thema Flüchtlinge am Donnerstagabend nicht berichten. Dass das Thema aber so oder so viele Burscheider bewegt, machte der Andrang deutlich: Das Haus der Kunst war fast vollständig besetzt.

Alle Unsicherheiten und Sorgen der Verwaltung im Vorfeld, es könne im Rahmen der Veranstaltung womöglich zu heftigen Konflikten oder unsachlichen Äußerungen kommen, erwiesen sich im Nachhinein als unbegründet: Der Ton des Abends war durchweg unaufgeregt, sachlich und informativ. Das galt auch für die gestellten Fragen.

Dabei machte Bürgermeister Stefan Caplan gleich zu Beginn deutlich: „Wir erleben aktuell eine Herausforderung, wie wir sie nach dem Zweiten Weltkrieg so noch nicht hatten.“ Die involvierten Mitarbeiter der Verwaltung bewegen sich an der Belastungsgrenze; das gilt teils auch für die in die Vorbereitung einbezogenen Partner und Helfer. Ein großer Dank ging dabei an die Freiwillige Feuerwehr.

„Wir wollen das Verwenden von Turnhallen und Zelten vermeiden“, kündigte Caplan an. Ob sich dieser Anspruch dauerhaft halten lasse, sei gleichwohl ungewiss. Immer wieder verwies er auf die Unterschiede zwischen der Erstaufnahmeeinrichtung in der ehemaligen Kita Rasselbande, die Burscheid im Auftrag des Landes übernehme, und den Flüchtlingen, die schon immer und in jüngster Zeit verstärkt der Stadt dauerhaft zugewiesen werden. Im Fall der Erstaufnahme hat das Land zugesichert, die entstehenden Kosten zu 100 Prozent zu übernehmen. Die Verweildauer der Flüchtlinge dort wird sich voraussichtlich zwischen zwei und acht Wochen bewegen.

Um die Spendenbereitschaft zu kanalisieren und auch handhabbar zu machen, soll der Bedarf gezielt über die Facebook-Gruppe „Burscheider helfen Kriegsflüchtlingen“ und voraussichtlich ab dem Ende kommender Woche auch auf der Internetseite der Stadt gemeldet werden. Von unkoordinierten Spenden bitten sowohl der ASB als auch die Stadt dringend abzusehen.

Außerdem appellierte Dennis Bracht vom ASB an die Burscheider, den neu eingetroffenen Flüchtlingen zunächst Ruhe zu gönnen. Nach der Erstversorgung und der medizinischen Untersuchung müssten sie nach zum Teil monatelanger Flucht voller Ungewissheiten erst einmal in eine Tagesstruktur zurückfinden. Nach Einschätzung des Burscheider Hausarztes Tobias Walter, der zu dem medizinischen Team gehört, sei das Risiko einer Verbreitung von Infektionskrankheiten aufgrund der medizinischen Vorkehrungen denkbar minimiert.

Klar ist: Für die Flüchtlinge in der Erstaufnahme wird es wegen der Kürze ihres Aufenthalts keine psychologische Betreuung geben. Für die Kinder besteht in der Zeit auch noch keine Schulpflicht. Dringend benötigt werden aber beispielsweise diverse Dolmetscher. Über ein Anmeldeformular, das am Abend verteilt wurde und auch im Rathaus erhältlich ist, soll mögliche ehrenamtliche Unterstützung in der Flüchtlingsbetreuung jetzt besser erfasst werden.

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