Weltreise: Im Inselreich der Vulkane wird einem heiß und kalt

Die Burscheider Globetrotter Susanne Hartmann und Ralf Seck melden sich zum ersten Mal von ihrer Tour — und sind ganz entspannt dabei.

Burscheid/Azoren. Der Verkehrsstau hinter der Kurve kommt völlig unerwartet. Zwei junge Burschen treiben seelenruhig eine Kuhherde die Straße entlang. Wir reihen uns als dritter Wagen in die Fahrzeugkolonne ein und genießen während der gemächlichen Fahrt die sattgrüne Vegetation der spektakulären Landschaft.

Obwohl Sao Miguel die größte, fortschrittlichste und am dichtesten besiedelte Azoreninsel ist, herrscht außerhalb der wenigen Städte noch beschauliches Landleben vor. Auf den holprigen, kopfsteingepflasterten Dorfstraßen sehen wir den fahrenden Gemüsehändler, der sich ausgiebig Zeit für den neuesten Tratsch mit seiner Kundin nimmt, oder den Bauern, der mit seinem Eselskarren unterwegs ist.

Die Azoren, das sind neun zu Portugal gehörende Inseln mitten im Atlantik. Vor Millionen Jahren strömte Lava aus 4000 Meter tiefen Erdrissen aus, türmte sich immer weiter auf und durchbrach an neun Stellen die Wasseroberfläche. Momentan verhalten sich die Vulkane ruhig, wie wir im interessanten Vulkanologischen Institut von Lagoa erfahren. Es werden zwar täglich Erd- und Seebeben registriert, die Erschütterungen sind jedoch so gering, dass wir sie nicht wahrnehmen.

Die vulkanischen Aktivitäten sorgen zudem für munter sprudelnde Thermalquellen, die schon seit Jahrhunderten für Wohlgefühl bei Erholungssuchenden sorgen. Einen ganz besonderen Badespaß verspricht ein Küstenabschnitt im Westen der Insel bei Ginetes.

Die Beschilderung dorthin ist dürftig und die Zufahrt unscheinbar. Von einem Aussichtspunkt hoch oberhalb unseres Ziels haben wir bereits einen traumhaften Blick auf die wild zerklüftete Küstenlinie mit dem sehenswerten, 111 Jahre alten Leuchtturm. Die Straße windet sich steil bergab, dann führt ein Holzsteg über das scharfkantige Lavagestein zum Meerwasserschwimmbad. Eine Leiter erleichtert das Einsteigen in die eiskalten Atlantikfluten, doch das anfängliche Bibbern wird jäh von einem Schwall heißen Wassers vertrieben.

Die Ponta da Ferreira ist eine weltweit einmalige geologische Formation, die aus einer kraterartigen Vertiefung besteht, welche durch den Kontakt von heißer Lava mit dem Meerwasser entstanden ist. Die natürlichen Becken im Meer können eine Temperatur von mehr als 40 Grad erreichen, je nach Stand der Gezeiten. Es ist ein wahrhaftiges Wechselbad und der Kreislauf wird ganz schön auf Touren gebracht.

Der Wellengang in dieser engen Bucht sorgt dafür, dass wir hin und her geschaukelt werden und Bojen mit Halteleinen verhindern, dass man aufs Meer hinausgezogen wird. Dieses einmalige Naturerlebnis werden wir noch lange im Gedächtnis behalten.

Das beschauliche Städtchen Furnas ist ebenfalls einen Besuch wert. Die Geschichte des Ortes ist eng mit seinen beiden Seen verbunden. Ursprünglich war der tiefer liegende „Lagoa das Furnas“ ausgetrocknet und besiedelt. Ein Vulkanausbruch im Jahr 1630 zerstörte jedoch die Außenwand des höher gelegenen „Lagoa Seca“ und das Wasser strömte in den unteren See. Land und Vieh wurden komplett vernichtet. Seitdem ist es also genau umgekehrt, und der „Lagoa Seca“ trägt seinen Namen „Trockener See“ zu Recht.

Ende des 18. Jahrhunderts kam Furnas dann bei den Orangenbaronen in Mode. Herrliche Parkanlagen und prunkvollen Villen zeugen noch heute vom damaligen Pomp. Erwähnt werden müssen auch die zahllosen Fumarolen. Diese aus Erdrissen austretenden Dämpfe und Gase verströmen zwar bisweilen den Geruch von faulen Eiern, sind dennoch durchaus beeindruckend.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Ort testen wir den Freizeitwert einer weiteren Attraktion. Nur zwei Euro kostet ein Tagesticket für die wunderbare Badelandschaft Poca da Dona Beija im Herzen von Furnas. Kristallklares, warmes Wasser vermischt sich hier mit eisenhaltigem Schlamm. Uns stehen mehrere, unterschiedlich tiefe Wasserbecken zur Verfügung, mal sprudelt es warm, mal wird uns heiß.

Die Freiluftbecken bestehen aus groben Natursteinen und sind von Eisenpartikeln überzogen. Das sieht im ersten Moment nicht so einladend aus und der Eisenschlamm legt sich schon bald auf unsere Haare und Badeklamotten. Aber das lässt sich problemlos wieder abwaschen.

Wir liegen also in den heißen Quellen und blicken auf die üppige, tropische Vegetation des Flusstals. Das Heilwasser entfaltet seine therapeutische Wirkung, die totale Entspannung setzt ein. Uns kommt der nicht ganz unfallfrei übersetzte Werbeslogan der Badbetreiber wieder in den Sinn: „Leben Sie gut für Ihre Gesundheit.“ Jawohl, genau das tun wir.

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