Ehrenamtskarte: Anerkennung für die stillen Helfer

49 Bürger aus Burscheid bekommen Vergünstigungen für ihr Engagement.

Burscheid. Es passt zu der Art, wie das Ehrenamt oft ausgeführt wird, dass der Satz des Abends aus der letzten Reihe kommt und nicht von einem der professionellen Redner auf der Bühne. „Dafür macht man es nicht, aber Anerkennung ist schon schön“, sagt Kelvin Scheel. Gemeinsam mit 48 anderen ehrenamtlich tätigen Burscheidern hat der 22-Jährige am Mittwochabend im Badehaus die Ehrenamtskarte entgegen genommen.

Und die Karte startet direkt als Erfolg. Während die angesprochenen Firmen und Händler in anderen Städten zu Beginn oft zurückhaltend reagiert haben, sind in Burscheid bereits knapp 50 Vergünstigungen verfügbar. „Wir haben mehr Zu- als Absagen bekommen, das ist toll. Eine Nachbarstadt hat bei Einführung der Karte sieben Vergünstigungen angeboten. Das war zunächst auch unser Minimalziel, was wir nun locker übertroffen haben“, freut sich Silke Riemscheid vom Treffpunkt Ehrenamt. Das Angebot reicht dabei vom Rabatt im Sonnenstudio über ein Freigetränk im Restaurant bis zur günstigeren Kfz-Versicherung.

Das erste Ziel der Karte ist damit bereits erreicht: Den aktuell ehrenamtlich tätigen Menschen Anerkennung und zusätzlich Motivation zu verschaffen. Doch ein weiteres Ziel des Projekts ist es, durch den Anreiz der Vergünstigungen neue Ehrenamtler zu gewinnen. Kelvin Scheel ist skeptisch, ob das funktionieren kann. Er ist für die Freiwillige Feuerwehr und die DLRG im Einsatz. „Man muss schon ein bisschen bekloppt sein, um sich 24 Stunden in den unbezahlten Bereitschaftsdienst zu begeben. Ich glaube nicht, dass man durch ein paar Prozent Rabatt mehr Menschen dazu bewegen kann“, sagt der 22-Jährige. Was ihn seit drei Jahren beim Ehrenamt hält, ist der spannende Umgang mit der Technik bei der Feuerwehr und die Kameradschaft. Hier sieht er auch die Hauptattraktion für neue Mitglieder.

Klaus Kupferschmidt vom Bürgerbus Burscheid ist anderer Meinung. Sein Verein kämpft — anders als etwa die Freiwillige Feuerwehr — mit einem massiven Nachwuchsproblem. „Unsere Fahrer werden immer älter. Vor ein paar Wochen ist wieder einer ausgeschieden, weil er den nötigen Gesundheitstest nicht mehr bestanden hat“, sagt Kupferschmidt. Er glaubt, dass die Ehrenamtskarte durchaus ein Anreiz für neue Freiwillige sein könnte.

Allerdings bekommen seine Fahrer unter den aktuellen Bedingungen (siehe Kasten) keine Vergünstigungskarte, weil sie zu wenig Stunden in der Woche tätig sind: „Ich würde mir für die aktuellen Fahrer, aber auch in Hinblick auf den Nachwuchs wünschen, dass die Vorgaben etwas gelockert werden.“ Silke Riemscheid kann ihm allerdings keine Hoffnungen machen: „Das sind Vorgaben vom Land Nordrhein-Westfalen, darauf haben wir keinen Einfluss.“

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