Gemischte Stimmung im Handel

Der Absatz vor Weihnachten war nicht bei allen Händlern gut — Kritik an den Öffnungszeiten.

Burscheid. Wer in diesen Tagen mit Ute Hentschel sprechen will, braucht Geduld. „Das geht jetzt nicht, hier ist die Hölle los“, kann die Antwort der Buchhändlerin dann schonmal lauten. Das Weihnachtsgeschäft brummt. „Bisher ist es großartig gelaufen“, sagt Hentschel in einer Verschnaufpause. Dabei ist besonders der Buchhandel vom zunehmenden Kauf der Weihnachtsgeschenke im Internet betroffen. Aber Hentschel ist sich sicher, dass es Rezepte gibt, dem gegenzusteuern: „Wenn man das richtige Angebot hat, wollen die Leute das Ladenerlebnis. Wir verkaufen neben Büchern auch viele kleine Geschenkartikel. Und auch Christbaumschmuck kauft niemand im Internet“, so Hentschel.

In anderen Burscheider Geschäften läuft es deutlich schlechter. „Unser Weihnachtsgeschäft hat erst vor einer Woche angefangen, normal beginnt es Anfang Dezember“, sagt Dirk Zündorf von „Spiele mit Pfiff“. Doch das hat er nicht anders erwartet, denn das ganze Jahr lief schlecht. „Die komplette Spielwarenbranche hat diese Probleme.“ Besonders das zunehmende Internetgeschäft macht ihm zu schaffen. Hinzu kommen immer mehr Discounter, die besonders vor Weihnachten Spielzeuge mit ins Programm aufnehmen.

Ähnlich sieht es im Fernsehgeschäft von Peter Mihm aus: „Das klassische Weihnachtsgeschäft gibt es in Burscheid nicht mehr. Aber das ist nicht nur hier so, damit hat der Einzelhandel der gesamten Branche zu kämpfen“, sagt Mihm. Dass das Geschäftsjahr 2012 trotzdem kein sehr schlechtes Jahr war, verdankt Mihm der Abschaltung des analogen Satellitensignals: „Das hat unser Geschäft im Frühjahr brummen lassen, aber das zweite Halbjahr lief dafür leider um so schlechter. Unterm Strich werden wir weniger Umsatz als im Vorjahr haben.“

Kritik an der Einstellung einiger Händler in Burscheid kommt von Ute Hentschel, die auch Sprecherin der Wirtschafts- und Werbegemeinschaft „Wir für Burscheid“ ist. „Wir brauchen — wenigstens in der Adventszeit — einheitliche Öffnungszeiten. Die Geschäfte müssen auch über Mittag geöffnet bleiben.“ Ähnlich sehe es samstags aus: „Es kann nicht sein, dass meine Buchhandlung der einzige Laden ist, der samstags bis 18 Uhr offen ist. Ich höre immer wieder von Kunden, dass sie den Rummel in den Großstädten nicht mögen, aber wegen der Öffnungszeiten dann doch dorthin müssen.“

Peter Mihm weist die Kritik zurück: „Wir haben lange genug geöffnet. Außerdem mache ich mittags den Kundenservice, das ginge gar nicht anders.“ Auch Dirk Zündorf lässt das Mittagspausen-Argument für seinen Laden nicht gelten: „Wir hatten mehr als vier Jahre mittags geöffnet. Erst im Oktober dieses Jahres haben wir die Pause eingeführt, weil es sich einfach nicht gelohnt hat.“

Doch es gibt auch Einigkeit unter den Burscheidern Händlern: Am kommenden Wochenende beteiligen sie sich alle am verkaufsoffenen Sonntag (siehe Kasten): „Der Termin ist eigentlich zu kurz vor Weihnachten, in den vergangenen Jahren lag er besser. Aber ich erwarte trotzdem noch mal ein gutes Geschäft an diesem Tag“, sagt Ute Hentschel.

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