Die Glühbirne lässt sich nicht aus der Fassung bringen

Die Weihnachtsbeleuchtung funktioniert noch auf die traditionelle Art.

Burscheid. Die Glühbirne ist auf dem Rückzug. Die Europäische Union hat ihr seit 2009 schrittweise den Garaus gemacht und auch in der Weihnachtsbeleuchtung ist sie mancherorts schon ausrangiert worden. Nicht so in Burscheid: Der örtliche Einzelhandel gewährt dem energiefressenden Liebling der Nation zur Weihnachtszeit noch eine Herberge.

Wer sich den Weihnachtsschmuck an den Burscheider Geschäften in der Innenstadt genauer anguckt, entdeckt sogar noch mattierte Glühbirnen, die EU-weit schon im September 2009 ausgesondert wurden. Die Sterne an den Geschäften gehören den Inhabern selbst, die Montage übernimmt Jahr für Jahr Bernhard Rackwitz (Elektro Busch).

Und er tauscht dabei alle 15-Watt-Birnen aus, denen seit der Adventszeit 2011 der Faden gerissen ist. 150 bis 200 neue Glühbirnen sind jeden Winter notwendig, größere Lagerbestände hat er nicht. Wie es im nächsten Jahr weitergeht mit der Beleuchtung, „haben wir noch nicht diskutiert“.

Die ältesten Schätzchen sind die drei Glockengirlanden, die die Hauptstraße im Einkaufsbereich überspannen. Mitte der 1960er Jahre seien sie von der damaligen Werbegemeinschaft angeschafft worden, erinnert sich Frisör Herbert Reininghaus.

Vor fünf Jahren wurden die letzten drei Exemplare von ihm, Peter Mihm und Bernhard Rackwitz vollständig überholt. „Wir haben Kabel und Fassungen ausgetauscht und mit unseren Frauen das Grün erneuert.“ Seither ist das Aufhängen der Girlanden immer Anlass für ein kleines Fest.

30 von rund 180 Birnen mussten in diesem Jahr allein bei den Girlanden ausgetauscht werden. Reininghaus vertraut darauf, dass die Restbestände noch eine Zeit reichen. Aber dann? „Je nachdem, was dann LED-Leuchten kosten, steht für mich fest, dass wir das nicht mehr machen. Das wird dann zu teuer.“

In der Tat: Allenthalben steht die Beleuchtung der Innenstädte aus Kostengründen in der Diskussion. Vor einem Jahr sorgten im benachbarten Wermelskirchen aus dem Verkehr gezogene marode Girlanden für eine dunkle Innenstadt in der Weihnachtszeit.

Und in diesem Jahr ist die neue Beleuchtung nur dank Spenden in fünfstelliger Höhe und viel ehrenamtlichem Einsatz möglich geworden. Auch in Solingen-Wald musste der örtliche Werbering in diesem Jahr 22 000 Euro investieren, um die bald 35 Jahre alten Weihnachtskometen technisch zu überholen und mit energiesparenden LED-Leuchten auszustatten.

Da in Burscheid nicht die Wirtschafts- und Werbegemeinschaft „Wir für Burscheid“ Eigentümerin des Schmucks ist, muss jeder Ladenbesitzer für sich entscheiden, was er bereit ist, für die Beleuchtung aufzubringen. In diesem Jahr hat der Burscheider Einzelhandel aber noch einmal eine Schonfrist herausgeschlagen — dank der guten alten Glühbirne.

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