Ein Organist zwischen Bach und Super-Mario

Klaus Schwigon ist mit 16 Jahren schon fester Organist der Gemeinde Hilgen-Neuhaus.

Ein Organist zwischen Bach und Super-Mario
Foto: Roland Keusch

Wermelskirchen/Burscheid. Klaus Schwigon hat einen festen Arbeitsvertrag als Organist. Sein Arbeitgeber ist die Evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus: Sie hat den Schüler im Oktober 2013 eingestellt. Festes Gehalt, Urlaub, Arbeitszeit 4,8 Stunden pro Woche.

Das alles interessiert den 16-Jährigen nur am Rande. Er sitzt locker an der Orgel und spielt. Das ist sein Ding. Verrückt? „Ja“, lächelt Dorothea Hoffrogge, die Vorsitzende des Presbyteriums. Und das klappt? „Ja, weil die Gemeinde verrückt ist“, versichert sie augenzwinkernd. Sie räumt ein, dass man sich schon einander gewöhnen musste. Klaus liebt lange Orgelvorspiele und er spielt schnell. Da kam die Gemeinde schon mal aus der Puste. Sie haben sich arrangiert und ein Zeitfenster vorgegeben, sagt Dorothea Hoffrogge. Jetzt klappt es auch mit dem Tempo.

„Unsere Gemeinde ist froh und dankbar, dass Klaus für uns spielt“, erzählt die Vorsitzende. So sei der nahtlose Übergang auch bei begrenzten finanziellen Mitteln gelungen, nachdem Hans-Dieter Hugo die Gemeinde verlassen hatte.

Der Gymnasiast aus Lützenkirchen macht nonstop Musik in St. Stephanus, jeden Sonntag und an den Feiertagen. Ferien — nein danke. Musik ist alles für ihn. Doch an einem Sonntag wird er fehlen. Dann fährt er mit der Familie nach Polen. Sein Vater Horst hat Abituriententreffen in seiner alten Heimat und Klaus wird für alle auf der Orgel spielen.

Horst Schwigon ist stolz auf seinen Sohn. Er chauffiert ihn zu seinen Einsätzen am Kirchweg. Er ist froh, dass Dorothea Hoffrogge seine Begabung erkannt und gefördert hat. Klaus wollte unbedingt Orgel spielen. Das hatte er Hoffrogge und Hugo gesagt. Beide unterrichten an seiner Schule. So bekam er Musikunterricht. „Klaus hat das absolute Gehör, eine seltene Begabung. Er kann jeden Ton sofort erkennen“, erzählt seine „Chefin“.

Er ordnet den Tönen Eigenschaften zu. Der Ton Gis ist für ihn aggressiv, As findet er dagegen gut. Sein Leben ist Musik total, Orgel total. Samstags reist er mit dem Zug nach Köln zum C-Kurs, einer Ausbildung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker. In der Schule verbringt er oft die Pause im Musikraum, er spielt in der Jazzband des Gymnasiums, singt im Chor. Er steht auf Videospielmusik. Um sie selbst spielen zu können, klickt er sich in höchste Level.

Nach den Ferien beginnt mit der elften Klasse die heiße Phase. Seine Abifächer sind Deutsch, Mathe, Religion und Musik. Sein Schulpraktikum hat Klaus bei der Orgelbaufirma Klais in Bonn absolviert. Er meint, Musiker sollten auch wissen, wie das Instrument gebaut wird. Seine Zukunft hat er klar im Blick: Musikstudium und Ausbildung zum Orgel- und Harmoniebauer. Und so flitzt er zum Instrument. Orgelschuhe trägt er nicht. Noten braucht er nicht. Er spielt. In Socken, eine Hand an der Orgel, eine Hand am Celesta, einem Glockenspiel. Das ist seine Welt.

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