Ewald Strässer: Erinnerung an einen Zerrissenen

Im Rahmen eines Konzerts zum 75. Todestag wurde eine Büste des Burscheider Komponisten enthüllt.

Burscheid. Nun ist Burscheid um eine Porträtbüste reicher und das Haus der Kunst einmal mehr ein Musentempel: Im Rahmen eines Gedächtniskonzertes zum 75. Todestag von Ewald Sträßer (1867-1933) wurde eine von dem Kölner Bildhauer Sepp Hürten gestaltete Bronzebüste des in Burscheid geborenen Komponisten enthüllt.

Eine "Annäherung an einen rheinisch-bergischen Komponisten" nannte Gregor Kugelmeier seinen Festvortrag, einen Versuch, die geistigen Wurzeln Sträßers und seinen Standort als Komponist in seiner Zeit zu beleuchten. Der musikwissenschaftlich untermauerte Vortrag machte all die, die nun zwar die Büste Sträßers anschaulich vor sich sahen, über ihn als Person aber so gut wie nie etwas gehört hatten, mit einem zwiespältigen Menschen bekannt.

In einer sich völlig verändernden Musikwelt wusste Sträßer sich klassischen und romantischen Wurzeln verbunden und "stand nicht, sondern saß zwischen allen Stühlen. Ihm blieb nur ein schmaler Raum." Die Zwölftonmusik Schönbergs war für ihn ein "Hirngespinst".

Innerlich zerrissen schwankte Sträßer zwischen Perioden außerordentlich kreativen und intensiven Schaffens und solchen "großer Dürre". Inspiration war für ihn eine "unbewusste Begnadung". Traf sie ihn unvermittelt, so notierte er die Noten auch schon einmal auf den Manschetten seines Hemdes. Er war ein Meister der Instrumentation und wurde auch "der Berlioz des Streichquartetts" genannt.

Bekannter ist sein Beiname "bergischer Brahms" - mit dem berühmten norddeutschen Komponisten verband ihn eine Seelenverwandtschaft. Dem Publikumsgeschmack und dem Zeitgeist fühlte er sich nie verpflichtet. Viele seiner Werke (20 Orchesterwerke, fünf Streichquartette, Kammermusik in wechselnden Besetzungen, Klavierstücke und Chorwerke, Sololieder und geistliche Kompositionen) sind heute vergessen.

Die 2001 gegründete Ewald-Sträßer-Gesellschaft ist bemüht, Teile dieses großen kompositorischen Schaffens wieder publik zu machen. Dabei wird sie aktiv unterstützt von der Musicalischen Academie von 1812 zu Burscheid, die schon mehrfach Werke Sträßers aufgeführt hat und mit Ausschnitten aus seinen "Stimmungsbildern op.7" auch bei dieser Festveranstaltung das Publikum erfreute.

Zuvor waren "Drei Kleine Gesänge für mittlere Stimme und Klavier op. 13" erklungen, ausdrucksvoll gesungen von Maria Klier (Sopran) und einfühlsam begleitet von Josef Klösgen, gefolgt von zwei Stücken für Violoncello und Gitarre, interpretiert von Dietmar Berger (Violoncello) und Christoph Rüßmann (Gitarre).

Wie früh und wie gut der durch seinen Vater, den "Burscheider Sängervater", schon als Kind musikalisch geprägte Ewald Sträßer bereits als 15-Jähriger zu komponieren verstand, demonstrierten Gudrun Höbold, Dietmar Berger und Christoph Rüßmann mit seinen drei Stücken für Violine, Gitarre und Violoncello. Herzlicher Beifall für alle Mitwirkenden.

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