Gedenken: Verbrannt, aber nicht vergessen

Vier Lesungen erinnerten an die Bücherverbrennung 1933, anschließend formierte sich eine Menschenkette. Für eine durchgehende Reihe von der Bücherei bis zum Rathaus fehlten allerdings noch viele Menschen.

<strong>Burscheid. "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht" - diese zwei Zeilen aus Heinrich Heines Gedicht "Nachtgedanken" waren gestern Abend in Burscheid häufiger zu hören. Im Gedenken an die nationalsozialistische Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 hatten sich Burscheider an vier Orten in der Innenstadt versammelt und aus den Werken der verfemten Autoren vorgelesen.

"556 Schriftsteller standen auf der Liste der Nazis, über 4000 Schriften wurden verbrannt", sagte Ewa Salamon zu Beginn der Lesung in der Stadtbücherei. Salamon trug das Gedicht "Bücherverbrennung" vor, das Bertolt Brecht seinem Dichterfreund Oskar Maria Graf gewidmet hatte.

In der Buchhandlung Hentschel lockte die Lesung auch Kunden an, die eigentlich nur auf der Suche nach einem geeigneten Buch waren. Die vielleicht schönste Atmosphäre wartete im Rathaus auf Vorleser und Publikum: Dunkle Vorhänge und eine Leselampe sorgten für die richtige Stimmung.

Historikerin Marie-Luise Mettlach erinnerte zum Abschluss in der Bücherei daran, dass es auch in Burscheid eine Bücherverbrennung gegeben habe. Im Januar 1933 wurden Noten und Chroniken des "Freien Volkschores" vor dem Rathaus vernichtet.

Als sich dann Teilnehmer und Zuhörer vor der Bücherei zur Lichterkette gegen Rechtsextremismus versammelten, zeigte sich, dass sich diese Protestform womöglich doch etwas überlebt hat: Für eine durchgehende Reihe von der Bücherei bis zum Rathaus fehlten noch viele Menschen. So zog man mit Lücken bis zum Ewald-Sträßer-Weg.

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