Himmlische Klänge im Dom

Die Musicalische Academie war beim Konzert am Samstag zusammen mit Geiger Kirill Troussov in Bestform.

Himmlische Klänge im Dom
Foto: B. Sarx

Burscheid. Musik, so heißt es, erwärmt das Herz. Wer das Konzert der Musicalischen Academie im Altenberger Dom besucht hat, konnte erfahren, dass Musik auch den ganzen Menschen erwärmen kann: Wer zunächst noch im kalten Dom gezittert hatte, schmolz spätestens bei der Zugabe des Solisten Kirill Troussov dahin.

Silke Hamburger eröffnete das Konzert mit einer Orgelsonate von Joseph Gabriel Rheinberger. Mit den mächtigen ersten Tönen des Praeludiums überfiel sie geradezu die nach dem Einzug des Orchesters erwartungsvoll verharrenden Zuhörer, um sie dann mitzunehmen in die für Rheinberger typischen gesanglichen Klänge, deren Spannung sie durch die Betonung der musikalischen Gegensätze — bis hin zum Provencalischen Volkston durch fantasievolle Registrierung aufrecht erhielt.

Mit der sogenannten Haffner-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart schlug die Academie unter der subtilen Leitung ihres Dirigenten Wolfgang Georg ganz andere Töne an. Locker beschwingt der erste Satz, klangvoll und dynamisch der zweite, in dem die wie Vogelgezwitscher klingenden Passagen zwischen Geigen und Bratschen besonders aufhorchen ließen. Geschickt baute Wolfgang Georg den akustischen Nachhall im Dom in die Interpretation ein. So vor allem auch im nahezu jubelnden Menuett, das eben durch diesen Hall seinen Charakter erhielt. Farbig gestaltet dann der letzte Satz. Die Academie präsentierte sich in Bestform.

Höhepunkt des Konzertes war das Konzert für Violine und Orchester g-moll von Max Bruch mit dem international gefeierten Geiger Kirill Troussov. Troussov und die Academie — das ist schon fast eine Freundschaft: Zum fünften Mal trat er nun mit dem Orchester auf. Diese Harmonie strahlte hörbar auf. Troussovs Stradivari von 1702 brachte bereits mit den ersten Tönen die kalte Luft im Dom zum Glühen. Schwärmerisch und energiegeladen, zart bis zum pianissimo und mit Atem beraubender Virtuosität verzauberte er seine Zuhörer, vor allem mit den Herz-Schmerz - Tönen des zweiten Satzes.

Die überragende Musikalität des Solisten übertrug sich auch auf das Orchester. Selten hat man die Academie so homogen und weich gehört. Im dritten Satz dann ein wahres Feuerwerk an Tönen: Mit virtuosen Sprüngen, stürmischer Expressivität und Springbogen entfesselte Troussov alle Emotionen. Bravo-Rufe und langer Applaus ermunterten ihn zu einer bravourösen Zugabe: Mit hör- und sichtbarem Vergnügen spielte er den virtuosen „Carnavale de Venezia“ (Variationen über die uns bekannte Melodie von „Mein Hut der hat drei Ecken“), des „Teufelsgeigers“ Nicolo Paganini. In den Säulenhallen des Domes schien Troussov aber eher ein „Himmelsgeiger“ zu sein

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