Jörg Hasenjäger: Maskenbildner und Seelendoktor

Seinen Händen vertrauten schon Placido Domingo, Heino und Dirk Bach. Jetzt übernimmt Jörg Hasenjäger das Friseurgeschäft seines Vaters Hardy.

Burscheid. „Eigentlich müsste man als Maskenbildner Psychologie studiert haben“, sagt Jörg Hasenjäger und lacht. „Man ist manchmal schon ein seelischer Mülleimer für die Darsteller. Wenn sie schlecht drauf sind, lassen sie einen das spüren.“

Der 44-Jährige weiß, wovon er spricht: 25 Jahre hat er als Maskenbildner gearbeitet, an Schauspiel-, Opern- und Musicalbühnen. Jetzt kehrt er in seine Heimatstadt zurück. Sein Vater Hardy (72) will sich nach über 45 Jahren aus seinem Friseurgeschäft zurückziehen. Und Jörg Hasenjäger hat sich entschieden, die Nachfolge anzutreten.

Mit seiner Frau und Berufskollegin Beate Prein (36) kehrt Hasenjäger damit in den Betrieb zurück, in dem er einst die Friseurlehre absolviert hatte. „Nach 25 Jahren mal wieder normale Arbeitszeiten zu haben, wo ein Arbeitstag nicht erst um 23 Uhr nach der Vorstellung endet, ist schon reizvoll“, begründet er die Entscheidung. Dazu komme die Nähe zur Familie. „Und das Schwäbische nicht mehr hören zu müssen, ist auch nicht verkehrt.“

Denn in den vergangenen 18 Jahren musste er immer aus Stuttgart anreisen. Dort stand er in Diensten des bundesweit aktiven Musicalveranstalters Stage Entertainment, die letzten 14 Jahre davon als Chefmaskenbildner. Ob „Cats“, „Phantom der Oper“ oder „Die Schöne und das Biest“ — die Masken aller großen Rollen sind ihm vertraut. Im Laden wird künftig ein Rahmen mit Autogrammkarten von seinen vielen beruflichen Begegnungen erzählen.

Zu denen zählen auch Showgrößen wie Heino, Dirk Bach und Max Schautzer und Opernstars wie Placido Domingo und José Carreras. Seine Erfahrung: „Die richtig bekannten Stars sind meist umgänglicher als die unbekannteren.“ Ganz wird er auch künftig von der Branche nicht lassen. Für November ist Jörg Hasenjäger schon wieder eingekauft, um in Hamburg die Maske für die Produktion „Phantom der Oper“ vorzubereiten.

Für seinen Vater Hardy neigt sich mit der Rückkehr des Sohnes ein Berufsleben dem Ende zu, das 1955 im Alter von 14 Jahren mit der Lehre in Kaltenherberg begann. In den Wandergesellenjahren hat ihn die Station beim früheren Friseur-Weltmeister Horst Savelsberg in Leverkusen am meisten geprägt.

1967 machte sich Hardy Hasenjäger selbstständig — zunächst in den Räumen neben der Gaststätte „Wiehbachquelle“ in Kaltenherberg, in denen er einst gelernt hatte. Als er auch Gefallen an Wettbewerben fand, „hingen dort schließlich so viele Urkunden an der Wand, dass man keine Tapete mehr sehen konnte“. Später baute Hasenjäger groß am Rosenkranz in Hilgen, eröffnete eine erste Filiale an der Höhestraße und eine zweite im Altenzentrum.

Seit mittlerweile 25 Jahren hat er seinen Salon in der Hauptstraße 8. Jetzt zwingen gesundheitliche Gründe den begeisterten Hobbymaler („Kunst im Schaufenster“) zum Kürzertreten. „Aber meine Stammkunden werde ich weiter bedienen.“

Neun Mitarbeiter hat der Salon. „Eigentlich müssten wir zwei davon entlassen, wenn meine Frau und ich jetzt einsteigen“, sagt Hasenjäger junior. „Aber das möchte ich nicht. Einige haben mich in meiner Lehre noch angeleitet — und jetzt komme ich als ihr Chef zurück.“ Nach einer eintägigen Schließung wird am 3. September die Neueröffnung gefeiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort