Kalle macht Platz in der Rasselbande

Der Vierbeiner ist das neueste und beliebteste Mitglied im Kindergarten — trotzdem gab es am Anfang Berührungsängste.

Burscheid. Ein Alter von neun Wochen ist sehr jung für die ersten Besuche im Kindergarten. Erst recht, wenn die ohne die Eltern stattfinden.

Aber Kalle hat sich schnell eingelebt, spielt mit den Kindern und lässt sich jetzt — mit neun Monaten — von den Erzieherinnen schon nicht mehr alles vorschreiben. Er ist ein Teil der Gemeinschaft geworden, obwohl er ein Hund ist. Genauer: der Kindergarten-Hund der Rasselbande.

Bereits vor zwei Jahren hatte Nicole Schwalm die Idee dazu. Damals hatte die Leiterin des Kindergartens Rasselbande eine Katze als Haustier: „Aber Katzen sind eher eigenbrödlerisch und für Kinder nicht besonders spannend“, sagt sie.

Deshalb hat die Katze auch das Haus gehütet, wenn Nicole Schwalm zur Arbeit ging. „Aus anderen Einrichtungen habe ich immer wieder gehört, wie toll die gemeinsame Arbeit mit Hunden und Kindern funktioniert.“

Als ihre Katze im hohen Alter von 20 Jahren verstarb, „war der Weg sozusagen frei für einen Hund“. Nach Abstimmung mit Team, Vorstand und allen Mitgliedern der Elterinitiative schaffte Schwalm sich einen Labrador-Retriever an: Kalle.

Kurz danach folgten Kalles erste Besuche im Kindergarten, gleichzeitig besuchte er die Welpenschule. Seit den Sommerferien geht er zur Jung-Hunde-Schule und ist „in der Freizeit“ fester Bestandteil der Rasselbande.

Das Einzige, was ihm noch niemand abgewöhnen konnte, ist das Betteln: „Kalle ist verfressen“, lautet das harte Urteil von Nicole Schwalm. „Wir haben schon überlegt, ob wir ihn Vorwerk taufen sollen, weil er jeden Krümel wegsaugt.“

Deshalb gibt es für Kalle auch klare Grenzen: Wenn die Kinder essen, wartet er draußen, in der Küche hat er ebenfalls nichts zu suchen. Dank einer Projektwoche, in der unter anderem die Körpersprache von Hunden gelehrt wurde, wissen das auch die Kinder. Trotzdem fällt es manchmal schwer, ihn nicht zu füttern, wenn er mit großen Hundeaugen bettelt.

Wer sieht, wie er heute mit den anderen Bandenmitgliedern im Garten tobt oder „Kalle-Küsschen“ verteilt, kann sich nicht vorstellen, dass es auch Berührungsängste gab: „Es ist sehr wichtig, dass die Kinder zunächst auf Kalle zugehen und nicht umgekehrt“, erklärt Schwalm. „Jedes Kind soll den Umgang mit Hunden im eigenen Tempo erlernen.“

Das müssen auch die Erwachsenen, denn auch unter den zwölf Betreuerinnen der Rasselbande gibt es nicht nur Hundeexperten. Das zeigte sich auch in der vergangenen Woche. Als eine Erzieherin einen großen Stock in die Luft hielt und dem springenden Kalle immer wieder ein entschiedenes, aber wirkungsloses „Nein“ entgegenwarf, kommentierte ein kleines Mitglied der Rasselbande beiläufig: „Du musst den Stock auch runternehmen, sonst muss er doch springen.“ Der Tipp half sofort.

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