Patrizia Marchese: Sammlerin mit Raumgefühl

Kulturverein setzt mit Patrizia Marchese einen völlig neuen Akzent.

Patrizia Marchese: Sammlerin mit Raumgefühl
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass der Kulturverein mit seiner jungen Ausstellungsreihe im Badehaus vor allem freischaffende Künstler jenseits des Mainstreams fördern will, „mit ausgefallenen Positionen und dem Bemühen um eine eigene Handschrift“ (Organisator Heinz-Peter Knoop), dann wäre er mit der Entscheidung für Patrizia Marchese erbracht. Die Kölner Künstlerin mit italienischen Wurzeln ist auf eigenwillige Objekte und Installationen spezialisiert und setzt damit nach der Premiere mit Stephanie Binding im vergangenen Jahr einen wiederum völlig anderen Akzent im Badehaus.

Patrizia Marchese: Sammlerin mit Raumgefühl
Foto: Karola Baum

Marchese beschreibt sich als ausgewiesene Sammlerin bestimmter Gegenstände, die sie dann durch eine neue Zusammensetzung in einen veränderten Sinnzusammenhang stellt. Dass sie angibt, ihre Objekte nicht zu suchen, sondern zu finden, verleiht schon dem Entstehungsprozess etwas Mythisches, das auch den Arbeiten selbst innewohnt.

Der Raum, in dem diese Arbeiten präsentiert werden, ist für Marchese dabei von besonderer Bedeutung und wird gezielt ausgewählt, so auch im Falle des Badehauses. Schon bei der ersten Begehung am Dienstagvormittag die erleichterte Feststellung: Die Entscheidung für die Bewerbung war offensichtlich richtig. Und Burscheid kann sich auf einige Installationen freuen, die gezielt für das Badehaus entstehen werden. „Dabei werde ich auch mit Materialien aus der Gegend arbeiten. Das Bergische Land ist ein spannender Ort.“

Spannend ist auch die bisherige künstlerische Laufbahn der 55-Jährigen verlaufen. Basierend auf einer Ausbildung als Raumausstatterin und einem Kunst- und Theaterkostümstudium, hat sie nach einer längeren Kinderpause den Wiedereinstieg in die freie Kunstszene gewagt und durch Kontinuität ihren Weg gemacht. Der führte sie 2011 schon in den italienischen Pavillon der Biennale in Venedig. Dort wurde ein Film über die Arbeitsprozesse von vier deutsch-italienischen Künstlern aus NRW gezeigt, während zeitgleich die tatsächlichen Arbeiten im italienischen Kulturinstitut in Köln zu sehen waren.

Bei der Entscheidung der burscheider Jury für Marchese waren diesmal die Sponsoren aufgrund eines Kommunikationsproblems nicht eingebunden. Unternehmer Maryo Fietz nahm es gelassen. Zusammen mit Ekkehard Behnke, Hans Dieter Claas und Bert-Ulrich Weber unterstützt er das Kulturvereinsprojekt finanziell — und hält dabei auch für sich selbst Ausschau: „Die Bronze-Skulptur, die ich im vergangenen Jahr von Stephanie Binding gekauft habe, war eigentlich für die Firma gedacht. Aber dann wurde sie bei mir zu Hause von jedem bewundert und da habe ich gedacht, jetzt bleibt sie hier.“

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