Sorgen wegen Islamfeindlichkeit

Anwälte prüfen Gutachten zu Baumängel an der Ehrenfelder Zentralmoschee.

Sorgen wegen Islamfeindlichkeit
Foto: Eppinger

Köln. Deutlich besorgt über die zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland zeigt sich der neue Vorstandsvorsitzende der Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), Professor Nevzat Yasar Asikoglu.

Waren es 2014 insgesamt 31 Übergriffe auf Ditib-Moscheen, sind es in diesem Januar bereits acht Angriffe - inklusive einer Attacke, die sich gestern erst ereignet hat. Laut einer aktuellen Chronik von Report Mainz haben die Angriffe auf Migranten seit dem Beginn der Pegida-Demos um mehr als 100 Prozent zugenommen. „Wir empfehlen unseren Gemeinden, einen kühlen Kopf zu bewahren und die friedliche Dimension des Islams zu betonen“, sagt Asikoglu.

Die Sorge bei den Muslimen in den Gemeinden sei groß, das Vertrauen in den Staat und seine Sicherheitsorgane habe abgenommen. Äußerungen wie die von Kanzlerin Angela Merkel, dass der Islam zu Deutschland gehört, habe die Menschen zumindest ein bisschen beruhigt.

Den Angriff von Terroristen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo verurteilt die Ditib aufs Schärfste. „So eine Tat ist mit dem islamischen Recht und Glauben nicht vereinbar“, betont Asikoglu. Man habe sich ganz bewusst an den Mahnwachen vor deutschen Medienhäusern beteiligt und stehe voll zur Freiheit der Meinung, des Gewissens und der Religion.

Gleichzeitig betonte Asikoglu auch die Verantwortung der Medien bei Publikationen zum Thema Religion. Hier müsse eine besondere Sorgfalt und Sensibilität zum Einsatz kommen, um die gegenseitige Achtung und den Respekt nicht zu missachten, sagt der Ditib-Chef.

Kritisch sieht Asikoglu, dass am Donnerstag in einer Deutzer Schule, nach Informationen der Ditib, Karikaturen ausgelegt wurden, die den Islam zum Thema hatten. „Das ist nicht gerade förderlich für Menschen, die ihre gesamte geistige Reife noch nicht erreicht haben. So etwas sollte in einer Schule nicht ausgelegt werden.“

Auch mit Blick auf die Salafisten-Szene in Deutschland sprach Asikoglu von einem nicht zeitgemäßen Verständnis des Islams. „Um so wichtiger ist es, den islamischen Religionsunterricht in Schulen aller Bundesländer einzurichten. Nur so kann man radikale Tendenzen bei Kindern und Jugendlichen von Anfang an verhindern“, sagt Asikoglu. In diesem Rahmen sei auch die Jugend- und Elternarbeit der Ditib zentral. „Die Migranten in Deutschland müssen außerdem wieder ein Urvertrauen in das Leben hier bekommen, um nicht anfällig zu sein für radikale Tendenzen“, sagt Asikoglu auch mit Blick auf die aktuellen Pegida-Demonstrationen.

Was den Bau der Kölner Zentralmoschee an der Venloer Straße in Ehrenfeld geht, gab Asikoglu beim Pressegespräch vor Ort auch den aktuellen Sachstand weiter: „Nach zwei Jahren liegen jetzt endlich die Gutachten zu den Baumängeln vor. Diese werden gerade von unseren Juristen geprüft.“ Man sehe es mit Betrübnis, dass in Teilen der Baustelle die Arbeiten zum Erliegen gekommen sind. „Wir werden alles Erforderliche tun, um die Zentralmoschee schnellstmöglichst fertigzustellen, um diese dann zu eröffnen und nutzen zu können.“

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