Wolfgang Bosbach: „Der schönste Moment als Politiker“

Mit 58,5 Prozent holt Wolfgang Bosbach (CDU) beim sechsten Erfolg sein persönliches Rekordergebnis.

Rhein.-Berg. Kreis. Minutenlanger Beifall im Kreishaus, Blitzlichtgewitter, Umarmungen, immer wieder Händeschütteln, dazwischen „Mir san mir“-Rufe. Um 19.31 Uhr präsentiert Wolfgang Bosbach sich an der Seite von vier hübschen Frauen, der Ehefrau und drei Töchtern, umringt von einer Traube Gratulanten.

Im Hintergrund reckt sich auf der Großbildleinwand mit den Zahlen aus dem Wahlkreis 100 in Rhein-Berg eine schwarze Grafik-Säule gen Himmel.

Dann ergreift der Dominator das Mikro. Mit knapp 98 000 Erststimmen und dem Rekordergebnis von 58,5 Prozent zieht Wolfgang Bosbach (CDU) zum sechsten Mal direkt in den Bundestag ein. Stets war er seit 1994 unangefochten, diesmal jedoch degradiert er seinen SPD-Kontrahenten Michael Zalfen beim Stimmenanteil zur „halben Portion“.

„Mit 50 Prozent beim letzten Mal lag die Latte hoch, von 55 Prozent träumt man, aber mit diesem Ergebnis war nie zu rechnen“, jubelt der überwältigte Bosbach und adelt den 22. September 2013: „Nach 41 Jahren politischer Arbeit ist dies mein schönster Moment.“

Im Triumph kehrt der 61-Jährige sofort auf den Teppich zurück. Im voll besetzten Sitzungssaal in Bergisch Gladbach verkündet er: „Heute wird gefeiert, morgen ausgeschlafen. Ab Dienstag kämpfen wir für ein tolles Wahlergebnis 2017.“

Heute Abend tagt der CDU-Kreisvorstand, morgen ist in Berlin die konstituierende Sitzung der Bundestagsfraktion. Zu Luftsprüngen, so gesteht Bosbach, gebe es keinen Anlass: „Denn uns ist der Koalitionspartner abhandengekommen.“

Sollte es zur absoluten Mehrheit reichen, dann werde es schwer, meint Bosbach: „Mit ein paar Sitzen Vorsprung darf über die gesamte Legislaturperiode nichts passieren und niemand ausfallen. Das wird ein Drahtseilakt.“

Bosbachs persönlicher Wunsch nach diesem Triumph in seinem Wahlkreis: „Ich würde gerne den Vorsitz des Innenausschusses im Bundestag behalten.“

Maik Außendorf, der grüne Kandidat in Rhein-Berg, wäre eine Alleinregierung nach diesem Ergebnis lieber als eine Große Koalition: „Dann hätte die CDU nämlich keinen Schuldigen, auf den sie etwas schieben kann, und es würde schnell deutlich, dass sie keine Inhalte hat.“ Für seine Grünen hatte er „zehn Prozent plus x“ erhofft. „Aber die Pädophilen-Diskussion hat uns sicherlich geschadet.“

„Mit einer CDU ohne Regierungspartner wird es finster“, befürchtet Michael Zalfen, der x-te SPD-Kandidat, der sich in den vergangenen 19 Jahren an Bosbach die Zähne ausgebissen hatte. „Wir werden keine kostenlosen Kita-Plätze bekommen und keine vernünftigen Mindestrenten.“ Seine Erklärung für den Höhenflug der CDU: „Die Wähler sind offensichtlich bequem und zufrieden mit dem Status Quo.“

Sein eigenes Resultat findet Zalfen enttäuschend. Auf 35 Prozent der Erststimmen habe er spekuliert. Aber, so Zalfen mit schnell wiedergewonnenem Humor: „Als Fan des FC Köln bin ich leidensfähig.“

Nach dem Sturz der Liberalen ins Bodenlose, der in Rhein-Berg etwas abgebremst ausfiel, kritisiert Peter Ludemann (FDP) die Parteistrategie: „Ich war nie ein Freund der Zweitstimmenwerbung. Wir hätten nicht betteln sollen.“ Stattdessen das eigene Profil schärfen. Aber: „Wir werden wiederkommen“, kündigt Ludemann an.

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