Markus Ritterbach: "Jugend steht zu ihrem Karneval"

Interview: Festkomitee-Chef Markus Ritterbach sieht den Karneval stark im Aufwind.

Herr Ritterbach, welche Bedeutung hat der Karneval für Köln und das Image der Stadt?

Markus Ritterbach: Die Bedeutung kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Da ist einmal die monetäre Seite. Eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting hat ergeben, dass der Karneval jedes Jahr 460 Millionen Euro für die Stadt einbringt. Das ist eine enorme Summe. Dann prägt der Karneval das positive Image der Stadt mit ihren fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen nach draußen. Drittens ist Karneval mit seiner Alleinstellung für Köln sehr wichtig. Und schließlich kommt noch der soziale Aspekt dazu. Jedes Jahr fließen 1,5 Millionen Euro durch die Karnevalsgesellschaften in soziale Projekte.

Ritterbach: Nein, so einen Zusammenhang gibt es nicht. Das sind nur Vorurteile. Sicherlich schafft der Karneval wichtige Netzwerke. Die haben aber überhaupt nichts mit Klüngel zu tun.

Ritterbach: Das Festkomitee übernimmt im Karneval hoheitliche Aufgaben. Wir richten den Rosenmontagszug aus und kümmern uns um das Dreigestirn. Wir haben eine Künstlerakademie und ein Museum. Auch die Jugendarbeit ist ein wichtiger Aufgabenbereich. Finanziert wird das Ganze durch Lizenzverträge und die Vergabe der Medienrechte. Auch die Sponsorensuche gewinnt zunehmend an Bedeutung. Da finden wir in der Wirtschaft immer mehr Partner. Dadurch ist der Karneval zurzeit stark im Aufwind.

Ritterbach: Da wird das Geld durch die Veranstaltungen, inzwischen aber auch durch Sponsoren und Partner verdient. Auch da sieht es im Moment nicht danach aus, dass einzelne Gesellschaften durch finanzielle Probleme kaputtgehen.

Ritterbach: Ja, dabei ging es aber nicht um die Gewinnmaximierung, sondern um unser großes Anliegen, möglichst vielen Menschen den Zoch kostenlos zu zeigen. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren die Hälfte der Lkws abgeschafft und die Zahl der Tribünen reduziert. Um Firmenkunden trotzdem einen exklusiven Bereich anbieten zu können, wurde das Colosseum geschaffen. Das hat bei der Premiere gut funktioniert und auch jetzt sind die Plätze fast schon wieder ausverkauft.

Ritterbach: Wir haben unser Team um einen Fachmann für das Marketing erweitert. So konnten wir den Zoch erstmals selbst vermarkten und wollen dies künftig auch bei anderen lukrativen Bereichen tun. Wir arbeiten unter anderem auch an neuen Veranstaltungsformaten für den Karneval.

Ritterbach: Wir bilden Künstler bei uns auf der Akademie aus und wollen natürlich auch den ersten Zugriff auf sie haben, um ihre Auftritte für die Kölner Gesellschaften sicherzustellen. Denn es gab schon Samstage, an denen die Top-Gruppen nicht in Köln, sondern in anderen Städten auftraten. Mit der Agentur könnte man für beide Seiten ein gutes Angebot machen.

Ritterbach: In Köln kann beim Karneval jeder mitmachen, weil es so viele schöne Facetten gibt. Wer sagt, ich kann damit nichts anfangen, hat einfach seine Nische noch nicht gefunden. Hier wird vom Kindergarten bis zum Seniorenheim gefeiert. Und hier gibt es den Straßen- und den Kneipenkarneval genauso wie den Frack-Karneval im Saal. Die Leute haben eine Sehnsucht nach Freude und die bietet ihnen der kölsche Karneval.

Ritterbach: Das brauchen wir eigentlich gar nicht mehr. Gehen Sie am Elften im Elften oder an Weiberfastnacht in die Altstadt. Dort finden Sie nur junge Leute. Genauso wird in den Schulen und in den Discos gefeiert. Natürlich sind zunehmend Veranstaltungen mit Abrock-Charakter gefragt. Aber die sind ja vorhanden. Und was zum Beispiel den Nachwuchs in den Traditionskorps angeht, können diese den großen Andrang der 20- bis 25-Jährigen kaum bewältigen. Deshalb mache ich mir als Kölner Karnevalist keine Sorgen um die Jugend.

Ritterbach: Auf jeden Fall. Wir hatten deutlich weniger Verletzte beim Straßenkarneval, weil es keine Scherben gab. Wie es mit dem Glasverbot weitergeht, entscheiden nun die Gerichte. Da geht es darum ob wir mit Glas feiern müssen, oder ob es Alternativen dazu gibt. Wir vom Festkomitee stehen klar hinter dem Glasverbot.

Ritterbach: Da gibt es verschiedene Meinungen. Die einen regen sich auf, weil die Motiv im Zoch zu provokant sind, andere werfen uns vor, sie wären zu bieder. Wichtig ist uns, nie beleidigend, verletzend oder bösartig zu sein. Wir bevorzugen die leichte kölsche Art, Kritik zu üben und haben da den richtigen Mittelweg gefunden. Wir brauchen keine provokanten oder sexistischen Dinge wie beispielsweise in Düsseldorf.

Ritterbach: Wir mussten als Vorstand gemeinsam in den ersten fünf Jahren rationale Pflichten erfüllen, um das Festkomitee durch Umstrukturierungen fit für die Zukunft zu machen. Jetzt kommt die Kür, bei der es um Inhalte und Kreativität geht.

Ritterbach: Wir haben ein sehr gutes Team im Vorstand. Das sind gute Freunde, mit denen ich gemeinsam unsere Ziele erreichen kann. So geben wir dem Karneval eine sichere Zukunft. Außerdem feiere ich selbst gerne Karneval und freue mich, dass ich dazu etwas beitragen kann.

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