Vorstandschef im Interview: „Köln ist das Herz der Deutz AG“

Der Motorenbauer ist gestärkt aus der Krise gekommen. Der BV sprach mit Vorstandschef Helmut Leube über die Nachhaltigkeit des Aufschwungs.

Herr Leube, welche Rolle spielt Köln für die Deutz AG?

Helmut Leube: Köln ist nicht nur die Geburtsstadt der Deutz AG, hier haben wir auch unseren größten Standort im globalen Geschäft. Alle zum Unternehmen gehörenden Bereiche sind in Köln unter einem Dach vereint. Die gesamte Entwicklungsmannschaft sitzt hier und erarbeitet von hier aus alle Ideen und Konzepte für unser weltweites Geschäft. In Köln haben wir unsere größte Montagehalle und vereinen alle administrativen Bereiche an einem Standort. Köln ist das Herz der Deutz AG.

Welche Bedeutung hat Deutz für den Industriestandort?

Leube: Das lässt sich gut erkennen, wenn man nachvollzieht, wie die Deutz AG die Finanzkrise überstanden hat. Wir hatten 2007 mit einem Absatz von 286 000 Motoren ein sehr gutes Jahr und waren 2008 kurz davor, die 300 000-Motoren-Marke zu erreichen. Dann kam die Krise mit ihrem Tiefpunkt 2009, wo wir nur 118 000 Motoren absetzen konnten. Nur ein Jahr später haben wir die Planzahlen mit 168 000 Motoren klar überschritten und hoffen nun, 2011 die 200 000er-Marke deutlich zu übertreffen. Die ersten vier Monate waren sehr vielversprechend. Ein Grund dafür ist, dass wir in der Krise auf Innovation gesetzt haben und uns für die Entwicklung zweier neuer Motoren entschieden haben. Das ermöglicht es uns jetzt, in neue Segmente vorzustoßen und so den Aufschwung zu sichern. Innovationen sind ein wichtiger Faktor, der den gesamten Standort Köln stark macht.

Welche Auswirkungen hat dies auf den Arbeitsmarkt? Stellen Sie Mitarbeiter ein?

Leube: Ja, wir stellen Mitarbeiter ein und das momentan vor allem in der Produktion. In anderen Bereichen gehen wir gezielt vor und stellen punktuell neue Mitarbeiter ein. Dabei müssen wir stets auf die betriebswirtschaftlichen Zahlen achten, was uns auch in der Krise immer wieder gestärkt hat. Manchmal muss man Engpässe auch durch eine Optimierung im Betrieb wettmachen.

Wie schwer ist es, für ein Hightech-Unternehmen wie die Deutz AG, qualifizierte Mitarbeiter zu finden?

Leube: Wichtig ist es, in der Region verwurzelt zu sein und deren Vorteile für sich zu nutzen. Wir haben mit der RWTH Aachen und der FH Köln zwei starke Hochschulen in der Nähe, mit denen wir kooperieren, um so bei den hochqualifizierten Mitarbeitern den Nachwuchs sicherzustellen. Wichtig ist es auch, mit Köln eine attraktive Stadt zu haben, die Mitarbeiter bewusst als Wohnort auswählen. Das war beispielsweise auch ein Grund, warum unser neuer Entwicklungs- chef von MAN zur Deutz AG zurückgekehrt ist.

Wie wichtig ist das Thema Ausbildung für die Deutz AG?

Leube: Wir haben derzeit 144 Auszubildende, was für ein Unternehmen in unserer Größenordnung eine beachtliche Zahl ist. Wichtig ist es für uns, bedarfsgerecht auszubilden und den jungen Menschen zu zeigen, dass sie bei der Deutz AG auch wirklich gebraucht werden und eine Perspektive haben.

Ist die Krise bereits überwunden? Wo liegen noch Risiken?

Leube: Da sich das Wachstum auch in diesem Jahr kontinuierlich fortsetzt, hat es den Anschein, dass die Erholung von der Krise wirklich nachhaltig ist. Wir haben derzeit in allen Absatzmärkten und Segmenten ein durchgängiges Wachstum. Ein Risiko ist jetzt, dass wir der stark steigenden Nachfrage auch gerecht werden und alle Liefertermine einhalten können. Da sind wir auf das Engagement und die Flexibilität unserer Mitarbeiter angewiesen. Das hat sich 2010 gezeigt, als wir binnen kürzester Zeit von Kurzarbeit wieder auf einen Drei-Schicht-Betrieb umgestellt haben. Das hat alles reibungslos funktioniert.

Wo sehen Sie die Zukunft der Deutz AG?

Leube: Unsere Zukunft liegt klar in der Innovation. Wir haben unsere komplette Produktpallette erneuert und das Portfolio um die Abgas-Nachbehandlungstechnik erweitert. Außerdem konnten wir unsere Position in Asien durch zwei erfolgreiche Joint Ventures deutlich stärken. Dort haben wir unsere Ziele nicht nur erreicht, sondern liegen mit rund 150 000 abgesetzten Motoren klar über Plan.

Sind weltweit weitere solcher Joint Ventures geplant?

Leube: Wir arbeiten stetig an dem strategischen Ausbau unseres internationalen Geschäfts. Dabei sind Kooperationen eine Option. China und Indien haben die erste und zweite Priorität. Danach kommen Russland und Brasilien.

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