Verkehr: Raser sollen nirgendwo sicher sein

Die Polizei will das Tempo auf den Straßen drastisch reduzieren. Neue Kontrolltechnik soll dabei helfen.

Burscheid. Statistische Zahlen lassen manchmal im Jahresvergleich verlässliche Trends erkennen. Manchmal ergeben sie aber auch ein Auf und Ab, „für das es keine belastbare Erklärung gibt“, wie Polizeidirektor Manfred Frorath bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2012 sagte. Die Abnahme der Unfälle mit Personenschäden im Kreisgebiet um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zählt für ihn eher zu den unerklärlichen Schwankungen.

Immerhin: Die Polizei hat seit anderthalb Jahren ihre Strategie geändert. Nicht mehr Unfallhäufungen und besondere Gefahrenstellen stehen im Fokus, sondern das grundsätzliche Bemühen, „das Geschwindigkeitsniveau drastisch zu reduzieren. Jeder muss an jeder Stelle und zu jeder Zeit damit rechnen, kontrolliert zu werden“, sagt Frorath.

Dafür rückt die Polizei auch zumindest in Teilen von ihrer langjährigen Praxis ab, Verkehrsteilnehmer nach Verstößen sofort anzuhalten. Bisher war das bei Tempokontrollen gar nicht anders möglich, weil die ausschließlich verwendeten Laserpistolen keine Dokumentation des Verstoßes erstellen. Aber eine neue technische Ausstattung schafft jetzt Abhilfe.

Acht Unfalltote auf den Straßen des Kreises und 1067 Verletzte, 184 davon schwer — das ist die Bilanz für 2012. Burscheid kann dabei diesmal im kreisweiten Vergleich mehrfach die geringsten Zahlen aufweisen.

Bei der Häufigkeitszahl der Verunglückten insgesamt (hochgerechnet auf 100 000 Einwohner) hat die Stadt 2012 den niedrigsten Wert im Kreis. Das gilt auch, wenn nur die verunglückten Kinder oder die jungen Erwachsenen (18 bis 25) hochgerechnet werden. Und bei der Altersgruppe der Jugendlichen liegt Burscheid nach Odenthal zumindest klar auf Platz zwei. Nur bei den Senioren wird der Kreisdurchschnitt sogar überschritten.

Dass junge Erwachsene im Verhältnis zur Gesamtzahl ihrer Altersgruppe das höchste Unfallrisiko tragen, hat sich ebenso wenig geändert wie die hohe Belastung des Rheinisch-Bergischen Kreises mit Motorradunfällen. 113 waren es im vergangenen Jahr — und damit rangiert die Kreispolizeibehörde diesmal auf Platz 45 von 47 Behörden in Nordrhein-Westfalen.

Dass sich unter den verunfallten Bikern seit vier Jahren nur noch gut ein Drittel Einheimische befinden, zumindest das verbucht die Polizei als Erfolg ihrer Aufklärungsarbeit vor Ort. „Die meisten Unfälle passieren durch falsches Bremsen“, sagt Polizeioberrat Albert Hebborn, Leiter der Direktion Verkehr. „Aber wie sollen wir das mit denen üben, wenn sie beispielsweise aus Krefeld kommen?“

Hebborn brach erneut eine Lanze für die umstrittenen Rüttelstreifen zwischen Blecher und Altenberg, gegen die Anwohner protestieren. Seit der Einführung sei die Schwere der Unfälle merklich zurückgegangen. Zumindest ein Jahr, sprang ihm Frorath bei, solle das Experiment noch fortgesetzt werden, um die Wirksamkeit langfristiger testen zu können. Aber in diesem Fall ist die Polizei nur eine Stimme von vielen.

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