25 Laser-Attacken auf Flieger in Düsseldorf 2010

Nur in einem Fall wurden mutmaßliche Täter gefasst. Ob sie angeklagt werden können, steht aber noch nicht fest.

Düsseldorf. Außerhalb des Flugzeugs ist es stockdunkel, der Pilot hat die Lichter der Landebahn im Visier, steuert darauf zu. Plötzlich trifft ein grüner Lichtstrahl die Scheibe, es wird plötzlich taghell im Cockpit. So geschah es im vergangenen Jahr bei rund 25 Fliegern, die am Düsseldorfer Airport starteten oder landeten. Angriffe mit Laserpointern auf Jets sind ein gefährlicher Trend geworden.

In ganz NRW zählte das Landeskriminalamt 2010 genau 109 Blendattacken. Vergleichszahlen aus anderen Jahren gibt es nicht, auch werden die Vorfälle nicht einheitlich erfasst. „Die Situation war für uns neu“, sagt auch Michael Fuhrmann, Sprecher der Flugsicherung in Düsseldorf. 2009 wurden die Fälle erst ab Mai gesammelt, im restlichen Jahr waren es dann sieben Laser-Angriffe. „Die Steigerung im vergangenen Jahr ist in jedem Fall enorm“, sagt Fuhrmann.

Theoretisch droht für solche Blendattacken eine saftige Strafe von bis zu zehn Jahren Haft — wenn diese als gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr gewertet werden. In der juristischen Praxis liegt der Fall sehr viel komplizierter. Im vergangenen Jahr konnten nur in einem der Düsseldorfer Fälle die mutmaßlichen Täter ermittelt werden. Im Juli war ein aus Fuerteventura kommender Air-Berlin-Jet gegen 23 Uhr angestrahlt worden. Auch ein Polizeihubschrauber, der den Laser aus der Luft lokalisieren sollte, wurde Ziel der Attacke. So verfolgten die Beamte der Fliegerstaffel den Lichtstrahl bis nach Neuss-Weckhoven zurück. Zwei Brüder — beide volljährig — wurden ermittelt, ein Laserpointer bei ihnen sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft wertet derzeit noch das Video aus dem Helikopters aus. Es sei aber unklar, ob die Beweislage ausreiche, um die mutmaßlichen Täter anzuklagen. Diese bestreiten eine absichtliche Attacke. Sie wollen offenbar mit dem Laserpointer nur gespielt und nicht zielgerichtet auf das Flugzeug gestrahlt haben.

Für Flugkapitän Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, ein typischer Fall, der zeigt: „Die Gesetzeslage ist absolut unzureichend.“ Selbst wenn Täter gefasst würden, entscheide das Gericht meist zu deren Gunsten. Das Problem laut Handwerg: Der reine Versuch eines Eingriffs in den Luftverkehr ist kein fester Straftatbestand. Es müsse also etwas passieren, damit die Justiz einschreiten könne.

Dabei liegt das Risiko für Jörg Handwerg auf der Hand. Die Überzeugung in der Bevölkerung, der Autopilot übernehme heute die meiste Arbeit, sei ein Irrglaube. „In 99 Prozent der Fälle landen wir von Hand. Dazu müssen wir die Bahn sehen können.“ Im Selbsttest mit einem Laserpointer bei einer Simulation hat Handwerg festgestellt: Die mehrschichtige Cockpitscheibe lässt das Licht so stark streuen, dass der Laser einen ähnlichen Effekt hat wie der Einschlag eines Blitzes. „Man sieht einen dicken grünen Punkt im Blickfeld. Bis sich das normalisiert, kann es mehrere Minuten dauern.“

Aktuell gibt es kaum noch Fälle von Blendattacken. Was laut Michael Fuhrmann von der Flugsicherung aber wohl am Wetter liegt. „Unsere Befürchtung ist, dass es im Frühjahr weitergeht“, sagt Jörg Handwerg. „Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das zu einem Unfall führt.“

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