38 Jahre Ordner für die Fortuna

Alle Höhen und Tiefen des Vereins hat Wolfgang Lohmann in 38 Jahren miterlebt. AM Sonntag nimmt er seinen Abschied.

Düsseldorf. Für Wolfgang Lohmann ist am Sonntag ein besonderer Tag. Zum letzten Mal tritt der 72-Jährige für die Fortuna an. Als Ordner. 38 Jahre lang hat er dafür gesorgt, dass die Treppen im Stadion frei sind, hat auf dem Parkplatz die Autofahrer auf den rechten Weg gebracht und bei der zweiten Mannschaft Karten verkauft. Aus privaten Gründen nimmt Lohmann jetzt seinen Abschied.

Der gebürtige Brandenburger kam 1957 nach Düsseldorf. "Ein halbes Jahr später war ich zum ersten Mal bei der Fortuna. Das war in der Oberliga gegen Preußen Münster", erinnert er sich. Damals wurde im alten Rheinstadion gespielt: "Da gab es noch die alte Holztribüne." Nachbarn, die beim Fortuna-Ordnungsdienst aktiv waren, nahmen ihn 15 Jahre später mit: "Das hat mir gut gefallen und ich habe mich beworben." Bereut hat er es bis heute nicht eine Minute.

Auch nicht, als die Fortuna bis in die Tiefen der vierten Liga versunken war: "Wir sind immer ein tolles Team gewesen und hatten viel Spaß." Und man lernte neue Städte kennen. Teveren zum Beispiel: "Da hielt der Bus mitten auf der grünen Wiese. Rund 1000 Fans stiegen aus und liefen los. Leider in die falsche Richtung. Dort ist das Awacs-Sperrgebiet und wir kamen genau auf die schwer bewaffneten Nato-Soldaten zu. Wir hatten alle Mühe, die Fans zu stoppen."

Gefragt nach brenzligen Situationen, fallen Lohmann nicht etwa Fortuna-Spiele ein: "Beim Länderspiel Deutschland gegen Holland 1978 wurden die berittenen Polizisten mit Pflastersteinen beworfen." Besonders brisant waren auch die internationalen Spiele von Borussia Mönchengladbach, die in den siebziger Jahren im Rheinstadion ausgetragen wurden.

Im Einsatz war Lohmann auch 1974 bei der Fußball-WM: "Damals bekamen alle Ordner ein Jackett und eine Mütze als Uniform. Wir sahen aus wie Rheinbahner." Leider lief die Jacke beim ersten Regen bis auf Kindergröße ein: "Dafür wurde die Mütze größer." Die Uniform hat sein Sohn später noch getragen. Lohmann hätte sie gern als Andenken behalten: "Aber meine Frau war dagegen." So trennte er sich schweren Herzens von seinem WM-Souvenir.

Insgesamt sei die Arbeit als Ordner anstrengender geworden: "Früher konnte man sich das Spiel ansehen. Heute muss man die ganze Zeit aufpassen. Manche Leute werfen mit vollen Bier-Bechern. Das gab es früher nicht."

Nichts kommen lässt Lohmann auf die Fortuna-Anhänger: "Das sind fast alles nette Leute, auch die Ultras. Nur wenn da mal ein paar Jüngere dabei sind, die sich den anderen beweisen wollen, gibt es ab und zu Ärger." Als Nebenerwerb lohnt sich der Ordnerdienst bei der Fortuna nicht: "Es gibt ein bisschen Fahrgeld, ein Getränk und eine Wurst. Das muss man schon aus Leidenschaft machen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort