Akademie-Rektorin Rita McBride eckt an

Die 54-Jährige will den Eiskellerberg reformieren, erntet dafür jedoch auch deutlich Kritik.

Akademie-Rektorin Rita McBride eckt an
Foto: SL/JD/dpa/afi/H.M.

Düsseldorf. Am Donnerstag wird in der Aula der Kunstakademie das neue Semester eröffnet. Dabei wird die Rektorin Rita McBride kurz begrüßen, bevor sie das Mikrofon an Professor Robert Fleck gibt, der in die Ausstellung von Inge Mahn in der Akademiegalerie einführen wird. Die 54-jährige Rektorin macht sich in der Öffentlichkeit rar, nachdem ihre Worte beim Einstand vor einem Jahr wie eine Bombe eingeschlagen sind.

Die 54-Jährige war möglicherweise allzu forsch, als sie in einem Interview behauptete: .„Ich mag diese Akademie sehr, habe aber das Gefühl, dass sie sich in einem alten Jahrhundert bewegt, im 18. Jahrhundert. Ich würde gerne das 21. Jahrhundert erreichen und die Akademie auf das 25. Jahrhundert vorbereiten.“ Die Bemerkung sorgte für Irritation. Eine Akademie, aus der die Weltelite der Kunst hervorgegangen ist, sollte abgewirtschaftet haben?

Es gab ambivalente Reaktionen. „Sie übernahm eine perfekte Akademie mit Zukunft. Und nun behauptet sie, sie habe eine Akademie aus der Vergangenheit vorgefunden“, befand die eine Seite. Die andere Seite findet den frischen Wind, den sie verspricht, eher beflügelnd. Aus informierten Kreisen verlautet dennoch, es gebe Zoff im Kollegenkreis, weil sie einen persönlichen Freund für eine Professur vorschlage.

Zur Quadriennale bot ihr der damalige Bürgermeister Friedrich Conzen 40 000 Euro Restmittel an, für öffentliche Arbeiten mit Studenten. Aber nichts geschah. Außenstehende lästerten, hier hätten sich ein Politiker mit wenig Englisch-Kenntnissen und eine Rektorin mit wenig Deutschkenntnissen vergeblich um eine Verständigung bemüht. Dieser Ärger ist verraucht, die Stadt kaufte ein herausragendes Werk der Katharina Grosse für das Museum Kunstpalast, und Rita McBride verbesserte ihre Deutschkenntnisse.

Ärger deutet sich beim Projekt der Künstlerateliers am Steinberg an. McBrides Vorgänger als Rektor, Tony Cragg, ließ den Architekturprofessor Karl-Heinz Petzinka Pläne für den Ausbau zweier Rheinbahnhallen für den Masterstudiengang entwickeln. Sie hätten längst im Senat abgesegnet sein müssen. Es heißt, die in USA gebürtige Rektorin verfolge das Projekt halbherzig, weil deutsche Studenten sowieso sehr lange studieren. Die Entscheidung fällt in Kürze.

Verwunderung löste sie bei Freunden der Akademie aus, als es keine Abschiedsfeier für wichtige Professoren gab. Es gingen Tony Cragg, Siegfried Gohr, TAL R, und es ließ sich Rosemarie Trockel für zwei Semester beurlauben. Sie gehört damit zwar offiziell noch dem Lehrkörper an, aber nach diesen zwei Semestern will sie in Rente gehen, wie es aus der Akademie heißt.

Rita McBride reagiert auf diese Situation spontan und möglicherweise undiplomatisch. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie lähmend Vakanzen am Haus für die Studenten sind. Sie bestellte deshalb „Semesterprofessoren“. Nun heißt es aus informierten Kreisen, sie berufe ohne Senat, ohne Fachbereich. Darunter würden sich auch Künstler befinden, die vorher abgelehnt wurden. Früher habe sie sich wenig für die Akademie interessiert und sei in keiner Sitzung aufgetaucht. Und nun bediene sie ihre Leute.

Der Hauptvorwurf lautet, sie reiße die Akademie auseinander, berufe Freunde, kenne nicht die Gesetze, die Gebräuche und die Geschichte der Akademie. Sie rede mit keinem. Sie mache alles eigenmächtig. Ihre Befürworter halten dagegen, nur mit ihrer Methode könne man die Akademie von alten Zöpfen befreien.

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