Düsseldorf „Allein an Grundschulen sind es mehr als 200“

GEW-Vorsitzender Detlef Polt über Schulen in Not und Reisekauffrauen an der Tafel.

Düsseldorf. Detlef Polt ist Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Zudem arbeitet er als Direktor an der Grundschule Deutzer Straße in Eller. Mit der WZ sprach er über die Hintergründe des Befristungswesens.

WZ: Herr Polt, wie viele Lehrer arbeiten in Düsseldorf befristet?

Polt: Das wird nirgendwo offiziell gezählt. Aber für die Grundschulen kann ich sagen, dass wir in Düsseldorf rund 220 haben, bei 1600 Kollegen insgesamt. Von den 220 sind rund ein Drittel ohne reguläre Ausbildung, wir nennen sie „Nicht-Erfüller“.

Lehrer ohne Staatsexamen, gibt es das schon immer?

Polt: Nein, erst seit einigen Jahren. Das Land begegnete dem Mangel an Lehrern, indem Menschen zugelassen wurden, die eine gewisse Eignung und Affinität zu Pädagogik nachweisen konnten. Anfangs bewarb sich eine Handvoll, doch es wurden schnell mehr. In der Folge wurde dann auch schon mal eine Reiseverkehrskauffrau eingestellt. Es zeigte sich dann, dass gerade befristete Stellen nicht so beliebt sind und sich eher Nicht-Erfüller darauf bewarben.

Es entwickelte sich eine Eigendynamik?

Polt: Um zeitweise freie Stellen zu besetzen, entwickelten Kollegien gewisse Methoden. Da wurde schon mal ein Stellenkontingent von einer Schule zur andern verschoben, um jemanden befristet einzustellen. Da haben dann aber irgendwann Richter gesagt: Das ist nicht mehr sachlich begründet. Und aufgefordert, die Stelle zu entfristen. Dieselbe Aufforderung kam, wenn Kollegen sehr lange auf befristeten Stellen gearbeitet haben. Das Ministerium selbst setzt heute sieben Jahre als Grenze an.

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