Altstadt unter Kontrolle - Mehr Präsenz, mehr Razzien

Die Polizei sieht die Entwicklung in der Altstadt positiv, seit die Präsenz massiv verstärkt wurde. Aber: Die Brutalität im Einzelfall nimmt zu.

Düsseldorf. Mehr Präsenz, mehr Razzien, mehr Platzverweise — drei Jahre ist es her, dass Polizeipräsident Herbert Schenkelberg den Aktionsplan „Sichere Altstadt“ vorlegte. Anstoß war der Brandbrief eines Dienstgruppenleiters in der Altstadtwache: Die Beamten seien nicht mehr Herr der Lage, würden in der Altstadt attackiert und bespuckt. Der Aktionsplan sollte „kurzfristige Entspannung“ bringen, bis Konzepte auf lange Sicht zusammen mit Stadt und Politik an den Start gebracht wären. Doch die einzige dauerhafte Lösung war die Abschaffung der Sperrstunde von 5 bis 6 Uhr. Sonst blieb alles beim Alten. Und so blieb auch die massive Präsenz.

30 Polizisten sind an einem normalen Abend unter der Woche im Einsatz, an den Wochenenden sind es jetzt immer mindestens 50. Werden etwa gewaltbereite Fußballfans erwartet, stellt die Polizei eine komplette Hundertschaft für die Altstadt ab. „Wir gehen fest davon aus: Wenn wir die Präsenz abbauen, haben wir bald wieder die alten Verhältnisse“, sagt der Leitende Polizeidirektor Dieter Höhbusch.

Die Altstadt in der diskussion

Zumindest seien die Einsatzkräfte inzwischen wieder in der Lage, ihre Arbeit zu tun. „Wir haben uns sehr viel mehr Respekt verschafft“, sagt Höhbusch. Obwohl es noch immer gerade nach Mitternacht aggressive Betrunkene gebe, die selbst der Anblick von Beamten nicht von einer Schlägerei abhalten könne. Generell sei der Trend bei den Straftaten und gerade den Körperverletzungen aber „leicht positiv“.

Eine Einschränkung indes muss Dieter Höhbusch machen: „Die Schwere einzelner Taten nimmt zu.“ Gerade sichtet er das Videomaterial der Messerstecherei am vergangenen Wochenende in der Altstadt. Der Täter nähert sich dem Opfer von hinten, sticht brutal wieder und wieder zu. „Das sind Szenen, die hatten wir vorher nicht.“

Gerade das Wochenende habe gezeigt, dass die Altstadt ohne viel Polizei noch immer nicht auskommt. Obwohl es ein gewöhnliches, kühles Januarwochenende ohne große Events war, hetzten die Polizisten in der Samstagnacht von Einsatz zu Einsatz. „Präsenzaufgaben konnten die Kollegen überhaupt nicht erfüllen“, berichtet Höhbusch. Das vorherrschende Gewaltpotenzial war „unangekündigt, motivationslos“. Diese „zunehmende Brutalität einzelner Gruppierungen“ bereite der Polizei große Sorge.

Und diese Gruppen zeichneten sich oftmals durch reichlichen Alkoholkonsum aus. Gerade auf der Straße. „Die Gastronomie ist nicht das Problem, viele Wirte setzen Betrunkene vor die Tür“, sagt Höhbusch — wo diese dann allerdings Schnaps am Kiosk kaufen können. Wie Polizeipräsident Schenkelberg befürwortet Höhbusch daher ein Alkoholverbot auf offener Straße in den Wochenendnächten. „Das könnte uns durchaus helfen.“ Bereits das Glasverbot zu Karneval sei ein voller Erfolg gewesen, die Verletzungen waren in der Tat rapide zurückgegangen. Höhbusch hofft, dass bei einem rigorosen Trinkverbot auch der Alkoholkonsum abnimmt — damit der friedliche Altstadtbesucher sein Bierchen am Wochenende irgendwann mal wieder ohne Polizeieskorte genießen kann.

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