Buchprojekt: Den Flüchtlingen eine Stimme geben

Das Buchprojekt „no border“ der Initiative Stay! ist fertig. Dafür haben junge Flüchtlinge ihre Geschichten aufgeschrieben.

Buchprojekt: Den Flüchtlingen eine Stimme geben
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Ahmad ist 20 Jahre alt. Er ist mit seiner Familie aus Afghanistan geflohen. Nach einer langen Reise mit verschiedenen Schleusern und über mehrere Grenzen ist er 2011 in Düsseldorf angekommen. Seine Familie hat er schon an der Grenze zu Iran verloren. Seitdem ist er allein. Sein Handy wurde ihm unterwegs abgenommen und damit auch die Möglichkeit Kontakt zu seinen Lieben aufzunehmen.

Ahmad ist einer von 20 Jugendlichen, die am Projekt „no border“ teilgenommen haben, das gemeinsam von der Flüchtlingsinitiative Stay!, SJD - Die Falken und dem Kulturzentrum zakk auf die Beine gestellt wurde. „Ziel des Projekts war, diejungen Leute zu Wort kommen zu lassen“, sagt Oliver Ongaro, der Verantwortliche von Stay!. Die Idee zum Projekt kam vor anderthalb Jahren. Angesichts der Flüchtlingslage, die sich in den letzten Jahren immer mehr verschärft hat, aber auch der zunehmenden rechtspopulistischen Stimmungen im Land, wollten die Initiatoren etwas unternehmen. So wurde „no border“ ins Leben gerufen.

Für das Projekt wurden in Workshops Texte und Musikstücke zum Thema Flüchtlinge erarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Autorin Pamela Granderath haben fünf jugendliche Flüchtlinge die Geschichten ihrer Flucht und ihres Ankommens in Deutschland geschrieben. Ahmad ist einer von ihnen. Zuerst haben sie dabei selbst versucht ihre Erlebnisse, oft in ihrer Muttersprache, zu Papier zu bringen.

Die Betreuer von Stay! und die Autorin halfen dann, die Texte zu übersetzen und aufzubereiten. „Es mussten professionelle Künstler am Projekt mitarbeiten“, sagt Torsten Nagel, einer der Initiatoren der Falken. Es sei aber auch gut gewesen, dass die Autorin ein gutes pädagogisches Gespür habe. Die Jugendlichen haben oft Schlimmes hinter sich.

„Wir wollten aber nicht nur die biografische Seite“, sagt Nagel. Daher seien in anderen Workshops, auch mit deutschen Jugendlichen, Sachtexte rund um das Thema Flüchtlinge entstanden. Außerdem wurden mit dem Musiker Michio Woirgardt Teile der Texte zu Musikstücken verarbeitet. Diese werden am Donnerstag um 20 Uhr im zakk zusammen mit dem Buch vorgestellt. Die Initiatoren sind zufrieden mit dem Ergebnis. Sie wollen das Projekt im nächsten Jahr weiter führen.

Ahmad sagt, dass er durch das Projekt viele gute Erfahrungen gemacht hat. Trotzdem weiß er nicht, ob er in Deutschland bleiben will. Die Sehnsucht nach seiner Familie ist zu groß. „Das ist die Geschichte eines Flüchtlings, der bald vielleicht vor der Ungewissheit flüchtet“, schreibt er am Ende seiner Geschichte.

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