Comeback: Glücklich übers neue Leben

Hotelerbe, alkoholkrank, genesen: Albert Steigenberger hat im Hauptbahnhof eine neue Karriere begonnen – als Blumenhändler. Das Unternehmen floriert - im August wird ein weiterer Laden eröffnet.

<strong>Düsseldorf. "Was darf es denn sein?", fragt der drahtige 50-Jährige, der im Blumenladen des Hauptbahnhofs hinter dem Tresen steht. Ein charismatisches Lächeln, das Menschen vorbehalten ist, die auf der Leiter zwischen Freude und Leid schon auf allen Sprossen gestanden haben. Auch ganz unten. Albert Steigenberger heißt der Blumenhändler. Der Steigenberger? Ja. "Ich kann auch Sträuße binden", versichert er, "aber das ist hier nicht meine Hauptaufgabe." Albert Steigenberger, Spross der berühmten Hotel-Dynastie, ist seit zwei Jahren trocken. Der Absturz durch den Alkohol hätte ihn fast das Leben gekostet. Und nicht nur das. "Von meinem Vermögen ist kaum noch etwas übrig", sagt der Vater von vier Kindern, "zwei Pferde habe ich noch, eins steht in Krefeld und eins in Gütersloh. Aber ich habe kaum noch Zeit. Im vergangenen Jahr bin ich vielleicht fünfmal auf der Rennbahn gewesen."

Jeden Morgen beginnt der Tag um sechs Uhr auf dem Großmarkt

Aus Albert Steigenberger is ein Frühaufsteher geworden. Jeden Morgen um sechs Uhr steht er auf dem Großmarkt an der Ulmenstraße und kauft Blumen: "Ein Freund hat mich im vergangenen Jahr gefragt, ob ich mit ihm eine Firma gründen wolle." Das Unternehmen floriert. Neben dem Blumenladen in Düsseldorf gehören auch die Bahnhofs-Blumenhandlungen in Krefeld und Bochum inzwischen dazu. Am 1. August wird ein weiterer Laden im Prinzenpark an der Grenze zwischen Heerdt und Oberkassel dazu kommen. "Mich haben Blumen immer fasziniert", sagt er. Sechs Jahre lang hat Steigenberger auch schon das Geschäft Blumenreich am Stadtbrückchen gehört: "Das habe ich nach einem Jahr Praktikum übernommen. Aber es lief nicht so gut." Denn eine Ausbildung als Florist hat Steigenberger nicht: "Aber ich habe Betriebswirtschaft studiert."

Der zweite Ausflug ins Geschäft mit Rosen, Tulpen und Stiefmütterchen ist erfolgreicher: "Vor Ostern arbeite ich jeden Tag zwölf bis vierzehn Stunden. Mindestens. Früher habe ich mir gewünscht, dass die Stunden schneller vorbei gehen. Heute wäre ich oft froh, wenn der Tag ein paar Stunden mehr hätte."

Hotelkette: 1930 legte Albert Steigenberger den Grundstein seines Imperiums, als er den Europäischen Hof in Baden-Baden übernahm. Nach dem Krieg kamen u.a. Frankfurter Hof, Parkhotel und Duisburger Hof dazu. Heute sind es 79 Hotels.

Neuanfang: Als Albert Steigenberger 1958 stirbt, übernimmt Sohn Egon die Geschäfte. Er setzt auf Expansion und gründet u. a. mit TUI die Robinson-Clubs. Bei seinem Tod 1985 hinterlässt er seiner Frau Annemarie und sechs Kindern 28 Hotels.

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