Contra: Müssen wir dem Tausendfüßler nachweinen?

Nein, als gebürtiger Düsseldorfer empfand ich das Bauwerk schon immer als scheußlich. Motto: Darüber zu fahren ist schön, darunter zu stehen ist igitt.

Düsseldorf. In Ordnung, sprechen wir über Erinnerungen. Der Weg zum Wellenbad führte meine Familie wöchentlich vom Jan-Wellem-Platz unter dem Tausendfüßler am Kugelbrunnen der Johanneskirche vorbei zur Berliner Allee und dann zur Grünstraße.

Das absolut hässlichste Stück des Weg war das unter dem Tausendfüßler. Da lag Müll herum, Tauben flatterten hoch, es wurde wild geparkt, und an den Pfeilern in den Ecken roch es wie auf der Bahnhofstoilette.

Der Tausendfüßler war ein Übel, was wir in Kauf genommen haben. Romantik hat Grenzen, keine Träne opfere ich diesem Stück Nachkriegsdeutschland. Als es unter Denkmalschutz gestellt wurde, fragte ich mich: Sollten nicht schöne Dinge geschützt werden?

Und jetzt: Die Innenstadt soll den Fußgängern, den Flaneuren gehören. Die Losung lautet: Mehr Mut zum Wandel, für mehr Lebensqualität! Eine lebendige Stadt bedeutet Veränderung, aber bei diesem Prozess — an dieser zentralen Stelle — dürfen nicht Beton und plattierte Wege dominieren. Der Hofgarten muss merklich wachsen und der fertige Kö-Bogen so attraktiv sein wie das Rheinufer an einem schönen Tag.

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