Synthetische Droge Crystal Meth ist in Düsseldorf angekommen

Die Serie „Breaking Bad“ machte sie bekannt — nun wird die Droge auch hier vertrieben.

Die Droge Crystal Meth wird in Form von Kristallen produziert.

Die Droge Crystal Meth wird in Form von Kristallen produziert.

Foto: Matthias Hiekel

Düsseldorf. Sie gilt als besonders aggressive Droge, mit extrem aufputschender Wirkung und zerstörerischen Begleiterscheinungen: Crystal Meth. Nun ist sie offenbar auch in Düsseldorf angekommen.

Bekannt geworden ist die synthetische Droge spätestens durch die vielfach ausgezeichnete US-Serie „Breaking Bad“ über einen todkranken Chemiker und Familienvater, der zum Drogenhändler wird. In Europa wird die synthetische Droge über Tschechien vertrieben, bislang hieß es, der Konsum beschränke sich auf grenznahe Gebiete, Berlin, Hamburg. Doch wer in Düsseldorf unbedingt an Crystal Meth kommen will, dem gelingt das.

Die zuständigen Stellen sprechen weiterhin mit Vorsicht über das Thema, etwa Joachim Alxnat, Leiter der Drogenhilfe. Allerdings sagt er auch: „Es wäre verrückt zu sagen, das gibt es hier überhaupt nicht.“ In der täglichen Arbeit dominierten aber weiterhin Substanzen wie Kokain oder Heroin. Zudem seien dem Crystal Meth verwandte Drogen wie Amphetamine hier leicht und zu günstigen Preisen verfügbar.

Als crystal-affin gelten allerdings gewisse Kreise der Düsseldorfer Schwulenszene, hier wird die Droge offenbar gezielt eingesetzt, um sexuelles Lustempfinden zu steigern. Das bestätigt auch Peter van der Forst von der Düsseldorfer Aids-Hilfe. Laut Streetworker Marco Grober sei Crystal in der Szene aber tabuisiert: „In der Szene geht es viel um körperliche Attraktivität, dazu passen die abschreckenden Bilder von Konsumenten mit Hautproblemen und Zahnausfall nicht.“ Wenngleich die zum Teil überzogen seien.

Besonders zu Beginn gilt Crystal Meth als günstige Droge, wenn die benötigte Dosis noch gering ist. So wird sie in Düsseldorf von Migranten aus Südosteuropa konsumiert. Ionuts (27, Name geändert) aus Rumänien erzählt der WZ, dass er ein Jahr lang fast wöchentlich Crystal genommen hat. Er nahm es, wenn er sich am Wochenende mit Freunden zum Feiern traf: „Ich fühlte mich besser, stärker, ich spürte mein Herz schlagen und konnte mehr trinken.“ Müde sei er auch nicht geworden, die Partys gingen bis zum Morgen.

Dass Ionuts nicht der Einzige ist, weiß auch Hubert Ostendorf von Fifty-Fifty, dem Verein, der sich um Obdachlose und Roma kümmert. Er hat sich in der Szene umgeschaut und beobachtet, wo der Stoff vertrieben wird: „Das sind Orte nahe dem Bahnhof wie der U-Bahnhof Oststraße.“ Ostendorf nennt noch weitere Orte, wo Crystal vertrieben werde, etwa Bordelle und einem Parkplatz in Oberbilk.

Ostendorf schildert weitere Erlebnisse, etwa einen nächtlichen Clubbesuch mit einem jungen Konsumenten: Der sei aufs WC gegangen, um sich das Pulver durch die Nase reinzuziehen, wie man es von Kokain kennt: „Da waren noch andere Konsumenten, und es waren nicht nur Osteuropäer.“ Typisches Konsummuster sei übrigens Mischkonsum, etwa kombiniert mit Alkohol und/oder Aufputschgetränken.

Auch bei der Polizei hat die WZ nachgefragt. Dort gibt es aber nach Aussage des Drogendezernats keine Erkenntnisse über Handel und Konsum. „Bislang wurde in Düsseldorf noch kein Crystal Meth sichergestellt“, so ein Sprecher.

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