Der Düsseldorfer Karneval als Millionengeschäft

Das Carnevals Comitee geht ein hohes finanzielles Risiko ein. Ob das jecke Treiben am Ende nicht doch zum Minusgeschäft wird, lässt sich nicht voraussagen.

Der Düsseldorfer Karneval als Millionengeschäft
Foto: Stefan Arend

Düsseldorf. Karneval in der Landeshauptstadt, das ist eine teure Angelegenheit und stellt das Comitee Carneval vor jeder Session vor finanzielle Herausforderungen. Und ob am Ende eines jeden Geschäftsjahres ein Plus oder ein Minus übrig bleibt, ist nie vorhersehbar. „Knapp 1,2 Millionen Euro beträgt der Jahresetat des Comitee Karneval“, sagt Geschäftsführer Christoph Joußen. 71 Vereine sind dem CC angeschlossen, die einen Jahresbeitrag von 300 Euro entrichten. „Das kann man sich ausrechnen, was noch fehlt“, meint Joußen.

Für das CC beginnt die Session immer als finanzielles Abenteuer. „Nur knapp 40 Prozent der Ausgaben sind vor der Session gesichert, der Rest entwickelt sich immer im Laufe des Jahres und so etwas kann dann auch mal schiefgehen“, gibt Joußen zu bedenken.

Das fängt schon bei den Sponsorenwagen beim Rosenmontagszug an, die sich einzelnen Firmen bis zu 30 000 Euro kosten lassen. „Wenn da mal drei Stück wegfallen, dann ist das finanzielle Loch schon da“, sagt Joußen. In diesem Jahr sind es zehn Stück, genau so viele wie im Vorjahr. Allein die Ausgaben für den Rosenmontagszug liegen bei etwa 800 000 Euro. 136 000 Euro kosten Altweiber und der Kö-Sonntag. Für Närrischen Zapfenstreich und Hoppeditz-Erwachen werden 10 000 bzw. 18 000 Euro fällig. Etwa 120 000 Euro muss das CC allein für Sicherheitsmaßnahmen entlang des Zugs ausgeben. Auch die marode Wagenbauhalle an der Merowingerstraße verschlingt hohe Geldbeträge.

Die großen Säulen auf der Einnahmenseite sind Mercedes, Frankenheim Alt und Schlösser Alt. Und natürlich der TV-Vertag mit dem WDR, der 280 000 Euro pro Jahr einbringen soll. Joußen selbst will diese Summe nicht bestätigen. Der Vertrag mit dem WDR ist übrigens der einzige langfristige, den das CC unterschrieben hat. An Spenden kommen pro Jahr etwa 80 000 Euro zusammen. Das freut Joußen, doch wenn er da an Köln denkt, wird er neidisch, denn dort ist der Spendenanteil um ein Vielfaches höher.

Die Zoch-Gebühr für die Fußgruppen ist auch in diesem Jahr vom Tisch. Die Sparkasse zahlt 11 111 Euro, genau soviel wie ein Sponsor, den Joußen noch nicht nennen möchte.

„Nach einer Studie liegt die Wirtschaftskraft vom Karneval in Düsseldorf bei etwa 300 Millionen Euro“, meint Joußen, selbstständiger Steuerberater, „davon fließt einiges an die Stadt in Form von Lohn-, Gewerbe- und Vergnügungssteuer.“

Von Seiten der Stadt fühlt sich das CC genügend unterstützt. Aber Joußen würde gerne auch die Unternehmen ins Boot holen, die vom Karneval profitieren. „Die Taxi- und Gastronomiebetriebe verdienen an uns, geben aber nichts“, ärgert sich Joußen, „oder Kaufhof, die sich in Köln im Karneval stark engagieren, bringen sich in unserer Stadt überhaupt nicht ein. Auch ein Engagement von einer Weltfirma wie Henkel würde ich sehr begrüßen.“

Auch im Bereich Merchandising sieht Joußen noch Luft: „Das ist bisher nur ein kleines Pflänzchen, das noch wachsen muss. Das Problem ist die Vorfinanzierung und die kurze Zeit einer Session. Einen Fortuna-Schal kann man auch noch im nächsten Jahr verkaufen.“

Joußen schwebt für die Zukunft ein Sponsorenpool mit fünf Premiumsponsoren und einen Topf von hundert weiteren Firmen vor. „Es soll ein jeckes Netzwerk entstehen.“ Im Vorjahr hat das CC einen Überschuss von etwa 50 000 Euro erwirtschaftet. „Auch in diesem Jahr sind wir auf einem guten Weg“, bilanziert Joußen, „einen kleinen Sturm würden wir überstehen, aber nicht unbedingt einen Orkan.“

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