Der etwas andere Gottesdienst: Ralf König liest im Zakk

Die Initiative „Düsseldorfer Aufklärungsdienst“ gibt der wachsenden Zahl Konfessionsloser in Düsseldorf eine Stimme.

Düsseldorf. Gottesdienst im Zakk: Ein Lied erklingt, eine Frau schreitet durch den Mittelgang nach vorne und beginnt mit der Predigt: „Wir sind tief und fest im Unglauben ruhende Düsseldorfer“, sagt Ricarda Hinz. Schnell wird klar: Was hier so sakral rüberkommt, ist der komplette Gegenentwurf zum kirchlichen Gottesdienst. Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst bietet zum zweiten Mal eine säkulare Variante des Gottesdienstes an.

Statt Orgelmusik ertönen Electro-Pop-Klänge der Frauenband „Kitsch Cats“, der Pastor wird kurzerhand durch den Comic-Zeichner Ralf König ersetzt. „Wir wollen ein Pendant zum Gottesdienst sein, gleichzeitig aber auch keine trockene Intellektuellen-Veranstaltung“, erklärt Hinz, eine der Initiatorinnen des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes.

Trocken wird der Abend nicht, denn Ralf König, bekannt geworden durch seine humorvollen Comics über die schwule Subkultur, hat sich mit viel Witz und Ironie über religiöse Themen Gedanken gemacht. Der Inhalt der Comics: Sehr kirchenkritisch, sarkastisch und garantiert nicht jugendfrei. Egal ob Adam, Paulus oder Abraham, viele Figuren der Bibel werden in seinen Comics aufs Korn genommen.

Zum Beispiel Abraham, der Gott seinen Sohn Isaak opfern soll: „Meinen Sohn? Ich opfere dir fünf Töchter, meine Frau und ein Huhn“, lässt der Zeichner Abraham sprechen, während die Comicseite per Beamer an die Wand projektiert wird. Nicht nur die absurden Witze und Bilder über Gott, Bibel und Kirche, sondern auch die Art, wie König vorliest, sorgt im Saal für viele Lacher. Mit verstellter Stimme spricht er sämtliche Figuren im Comic und imitiert auch alle Geräusche.

Der etwas andere Gottesdienst gefällt den rund 200 Besuchern, König liest eine halbe Stunde länger als geplant. Ricarda Hinz ist zufrieden mit dem Abend: „Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele kommen würden“, sagt die Dokumentarfilmerin.

Als überzeugte Atheistin stört sie, dass die Gruppe der Konfessionslosen in Düsseldorf nicht wahrgenommen wird: „45 Prozent in Düsseldorf sind nicht in der Kirche, immer mehr treten aus, gleichzeitig wächst der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft.“ Jacques Tilly, Düsseldorfer Karnevalswagenbauer und Unterstützer der Initiative, kritisiert vor allem zwei Dinge an der Kirche: „Wir wollen nicht missioniert werden, und es sollten keine Steuergelder an die Kirchen fließen.“

Um den konfessionslosen Düsseldorfern ein Forum zu geben hat Hinz mit mehreren Künstlern den Aufklärungsdienst gegründet. „Wir wollen den Humanismus stärken, denn alle Grundwerte wurden von Säkularen erkämpft. Mit der Religion hatten wir 1000 Jahre finsteres Mittelalter.“

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