Der Fußballgott steht vor der Arena

Toni Turek, der Weltmeistertorwart von 1954, der Fortune und Rheinbahner, hat endlich sein Denkmal bekommen.

Der Fußballgott steht vor der Arena
Foto: David Young

Düsseldorf. Viel besser kann der Enthüllungstermin für das Toni-Turek-Denkmal an der Arena nicht passen: Am Tag genau 60 Jahre nach dem Wunder von Bern, dem Sieg im WM-Endspiel gegen Ungarn, den „Toni, du bist ein Fußballgott“ am Ende mit seinen Paraden festhielt.

Und kurz vor dem mit Spannung erwarteten Viertelfinale gegen Frankreich — bei einer Weltmeisterschaft, in der die Torhüter eine ganz besondere Rolle spielen, auch und gerade der deutsche. Entsprechend groß ist der „Promi-Bahnhof“ auf dem Plateau vor der Arena, dort, wo bei Heimspielen der größte Teil der Fans in Richtung Südtribüne vorbeikommt, als das Denkmal enthüllt wird: 4,50 Meter hoch, 1350 Kilo schwer, voll aus Bronze gegossen, zeigt es die Torwartlegende lässig an einer Nummer 1 gelehnt.

Lange haben sich Düsseldorf und die Fortuna schwer getan, Turek angemessen zu ehren. Immer wieder war von einer Straßen- oder Platzbenennung die Rede, doch es wurde nie was draus. Das hat die Familie, die von sich aus nie einen Ehrenort gefordert hat, mehr und mehr verärgert, irgendwann lehnten die Tureks jegliches Gespräch mit der Stadt ab.

Am Fretag ist das alles vergessen. Hans-Jürgen Turek, der Sohn, und Oliver, der Enkel, sind glücklich: „Das ist eine tolle Sache, vor allem, dass die Initiative dazu von einem Fan ausging und es dann so breite Unterstützung gab, das hätte meinen Vater gefreut“, sagt Hans-Jürgen (63), der in alter Rheinbahntradition in Heerdt wohnt, mit Fußball und Fortuna jedoch nie viel am Hut hatte: „Ich bin mit meiner Frau oft zur DEG an die Brehmstraße gegangen.“

Die Statue selbst findet er gelungen, er hat bislang nur einen kleinen Abdruck gesehen. Der Künstler hat mich gefragt, ob der Vater lächeln soll, ich hab’ gesagt: Ja, am besten verschmitzt.“

Die Initiative für das Denkmal ergriff vor anderthalb Jahren Björn Borgerding. Am Ende trommelte er etwa 250 Personen und Initiativen zusammen, die für die Kosten von rund 30 000 Euro aufkamen. Warum macht man so etwas für jemanden, den man nie kennengelernt hat? „Weil ich Düsseldorfer und von klein auf echter Fortuna-Fan bin“, sagt Borgerding. Und weil wir immer vom Traditionsverein sprechen, deshalb müssen wir die Tradition auch wirklich am Leben halten.“

Zu den Unterstützern zählt besonders die Rheinbahn, für die Turek, eigentlich ein gelernter Bäcker, von 1950 bis 77 — hauptsächlich in der Registratur — gearbeitet hat. Demgegenüber nehmen sich seine sechs Jahre bei Fortuna (1950 bis 56) fast mickrig aus, in der heutigen Fußballzeit ist es schon wieder eine lange Zeit. Den „erfolgreichsten Fortunen aller Zeiten“, nennt ihn Präsident Dirk Kall, Das stimmt, auch wenn manche vergessen, dass es mit Flügelflitzer Dieter Herzog einen weiteren Fortuna-Weltmeister gibt (1974).

Auch der aktuelle Fortuna-Trainer Oliver Reck, früher bekanntlich selbst Torwart, ist gekommen. Es ist nicht nur ein Pflichttermin für ihn: „Ich habe die Bilder von 54 absolut im Kopf. Die ersten Weltmeister waren Helden. Und mit der Fortuna waren wir 2013 im legendären Hotel in Spiez, in dem damals auch Herberger und seine Jungs gewohnt haben — die Atmosphäre war ergreifend“, erinnert sich Reck.

Knapp 200 Fortuna-Fans sind zur Arena gekommen, einige tragen ein T-Shirt mit dem Bild von Toni Turek und der Aufschrift „Unser Held von Bern“. Den Helden auf dem Platz erlebt haben sein Mitweltmeister Horst Eckel und Matthes Mauritz, der gestern mit Rollator aufläuft und launig an den Mitspieler erinnert: „ Toni war ein ruhiger Kerl. Ich habe oft vor ihm rechter Verteidiger gespielt, er hat mich nie zusammengeschissen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort